Firmen verschlafen schon wieder
Es ist eine digitale Transformation, wie sie nie zuvor stattgefunden hat. 757 Millionen Nutzer hat Facebook täglich, 556 Millionen davon sind jeden Tag auf ihren mobilen Geräten in Facebook aktiv. 20 Minuten dauert ein Besuch durchschnittlich, das ist doppelt so lang wie auf dem Videoportal YouTube. Eine von fünf Minuten im Internet geht bereits auf das Konto von Facebook.
Was genau geschieht? "Das mobile Internet auf den allgegenwärtigen Smartphones verändert das Leben der Menschen", erklärt Thomas Hutter, Social-Media-Experte und Facebook-Marketing-Spezialist aus der Schweiz. Das Smartphone ist ständiger Begleiter, Verkehrsinformationen, Flugdaten, Tickets, Nachrichten, Wetter – alle erdenklichen Informationen sind damit zugänglich oder werden auf das Gerät gepusht. Hundert Mal pro Tag schaut der Mensch im Durchschnitt auf das Smartphone. Ein Phänomen ist, dass sich die gesamte Internetnutzung in die Social-Media-Kanäle verschiebt. Vor allem Facebook, aber auch WhatsApp (wurde kürzlich von Facebook gekauft), Twitter, Instagram, Flickr werden vielmals täglich genützt. Der eigene Status wird geladen, anderer Menschen Status beobachtet, man bleibt in Kontakt, kommuniziert.
Keine Buschwerbung
Und was tun Unternehmen und deren Marketingabteilungen? "Sie verschlafen die Entwicklung, so wie sie auch schon damals das Internet verschlafen haben", sagt Hannes Jagerhofer CEO der Acts Group und Veranstalter des Beach Volleyball Grand Slams. Er hat die aktuelle Social-Media-Studie beim Schweizer Facebook-Spezialisten Thomas Hutter und der FH Kärnten in Auftrag gegeben. Social Media ist ein zentraler Faktor der Kommunikation geworden, "Facebook dürfte heute in den meisten Ländern der reichweitenstärkste Marketingkanal sein, vor Zeitungen, Radio und TV", erklärt Hutter. Während sich das Kommunikations- und Informationsverhalten der Kunden deutlich verändert hat, werden Sponsoring-Engagements aber immer noch nach alten Mustern abgewickelt. "Sponsoring und die Auftritte vor Ort müssen interaktiver, spektakulärer sein", regt Jagerhofer an. Man müsse auf Aktionismus vor Ort setzen, um auf den Social-Media-Zug aufspringen zu können. Bei der Markenpräsentation sei das Image der Firma entscheidend. "Marken, die von Haus aus langweilig sind, bleiben auch auf Facebook langweilig", so Hutter.
Die User suchen nicht nach Information, sie wollen damit gefüttert werden – über Empfehlungen von Freunden, über maßgeschneiderte Beiträge, die aber nicht nach Werbung aussehen sondern eine Interaktion bei den Usern anregen.
"Klassische Buschwerbung auf Social-Media-Kanälen wollen die User nicht", so Hutter. Das Gepostete müsse emotional erlebbar sein, wie etwa Videos vom A1-Slider (einer Rutsche) beim Beachvolleyball in Klagenfurt, die allein 9,4 Millionen Kontakte erreichten. "Die Führungskräfte in den Marketing-Abteilungen sind mit Social Media nicht groß geworden", analysiert Jagerhofer, "wenn die Jungen einmal ans Ruder kommen, wird es hier gewaltige Veränderungen geben."
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