Finanzmärkte finden sich mit Obama-Sieg ab

Anleger sind erleichtert über den schnellen Wahlentscheid. Auch wenn "die US-Wirtschaft Romney bevorzugt hätte", so der österreichische Handelsdelegierte in Chicago. Euro legt zu.

Mit Erleichterung haben die Finanzmärkte am Mittwoch auf die rasche Entscheidung bei der US-Präsidentschaftswahl reagiert.  "Der Wahlsieg von Barack Obama ist keine Überraschung", sagte ein Börsianer. "Aber wenigstens gibt es keine Hängepartie."

Die US-Währung verzeichnete nicht nur zum Euro, sondern auch zu vielen anderen Währungen Verluste nach der Wiederwahl Obamas. Als wichtigster Grund gilt, dass der Präsident den Kurs von Fed-Chef Ben Bernanke unterstützt. Die massive Geldschwemme der Federal Reserve belastet den Dollar seit langem. Der Euro hat heute früh mit deutlichen Kursgewinnen auf die Wiederwahl reagiert. In der Spitze stieg die Gemeinschaftswährung auf 1,2875 US-Dollar.

Unsicherheit beendet

Die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama beende nun die Unsicherheit der Wahlkampfmonate, erläutert der österreichische Handelsdelegierte in Chicago, Franz Rößler, im Gespräch mit der APA in einer ersten Reaktion auf das Wahlergebnis. Das Ergebnis bringe zwar nun mehr Sicherheit über den künftigen Kurs, aber "die US-Wirtschaft hätte Romney bevorzugt". Für eine Wahl des nun unterlegenen Kandidaten der Republikaner habe die US-Wirtschaft massiv lobbyiert.

Nun gelte es, bis Jahresende das drohende "fiscal cliff" zu verhindern. Ein Schock von Steuererhöhungen und staatlichen Ausgabenkürzungen droht, die ohne politische Einigung automatisch in Kraft treten. Der Kongress und der wiedergewählte Präsident müssten eine Einigung finden, sonst könne die Erholung der US-Wirtschaft durch die Steuerlasten und Einsparungen wieder gestoppt werden. "Ich hoffe, dass sie sich zusammenraufen können", meint der Handelsdelegierte.

Firmen vorsichtigt, Konsumenten zuversichtlich

Während die Firmen in den USA in den letzten Monaten bei Investitionen vorsichtig waren, seien die Konsumenten zuversichtlich geworden. Die historisch niedrigen Zinsen hätten dazu beigetragen, den Tiefpunkt der Immobilienkrise zu überwinden. Viele konnten sich refinanzieren und stützten mit ihren Konsumausgaben die Konjunktur. Die relativ große Zufriedenheit der Konsumenten habe sicher zum Wahlergebnis beigetragen. "Die Konsumenten haben sich sicher gefühlt, die Firmen warten noch", konstatiert Rößler.

"Obama ist nicht der große Liebling der US-Wirtschaft", meint der Österreicher in Chicago. Die Businesswelt habe mit deutlicher Mehrheit den ehemaligen Hedge-Fonds-Manager Mitt Romney unterstützt. In seiner ersten Amtsperiode habe Obama stark in die Wirtschaft eingegriffen. Nun müssten Demokraten und Republikaner zusammenarbeiten, um die "fiskalische Klippe" zu überspringen - sonst drohe der US-Wirtschaft ein Rückschlag. "Die Verhandlungen beginnen morgen".

Wall Street wollte Romney

An der Wall Street galt der republikanische Herausforderer Mitt Romney als wirtschaftsfreundlicher. "Das bedeutet, dass wir mehr davon bekommen werden, was wir bisher hatten: langsames Wachstum und mehr Regulierung - und das ist für die Wirtschaft nicht förderlich", sagte Bob Gelfond von MQS Asset Management in New York.

Doch manche Marktexperten sehen in Obamas Wiederwahl auch Vorteile. Anlagestratege Michael Jones von Riverfront Investment Group unterstrich, dass unter Obama Notenbank-Chef Ben Bernanke wohl im Amt bleiben und für eine weiterhin lockere Geldpolitik sorgen werde. Die Anleger seien gespalten. "Ich denke die Märkte werden sagen: Wir hatten noch nie so viel Angst vor der Fiskalklippe - und ist es nicht gut, dass wir für absehbarer Zeit Bernanke in der Fed haben", äußerte Jones. Romney hatte für den Fall eines Wahlsiegs angekündigt, Bernanke zu ersetzen.

 

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