Faserhersteller Lenzing will profitabler werden

Ein Schild mit der Aufschrift „Lenzing“ vor einer Industrieanlage.
Neue Wachstumsstrategie bis zum Jahr 2020, Konzern setzt auf Textilverbrauch in Schwellenländern.

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing setzt in den nächsten Jahren auf Spezialfasern und will deutlich profitabler werden. Im Vergleich zum Vorjahr will der Konzern das Ebitda, sprich das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, kontinuierlich um zehn Prozent pro Jahr steigern und die Kapitalrentabilität bis ins Jahr 2020 auf mehr als zehn Prozent anheben.

"Lenzing erwartet, dass die Nachfrage nach man-made Cellulosefasern bis 2020 um fünf bis sechs pro Jahr und damit fast doppelt so schnell wachsen wird wie der weltweite Fasermarkt. Stärkste Wachstumstreiber sind das ungebrochene Bevölkerungswachstum und der Wohlstandszuwachs in den Schwellenländern", erklärt neue Konzernchef Stefan Doboczky. Die Nettoverschuldung solle dabei unter dem 2,5-Fachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gehalten werden. So wird der pro-Kopf-Textilverbrauch in den Schwellenländern zwischen 2010 und 2020 voraussichtlich um insgesamt 50 Prozent gestiegen sein. In den Industrieländern wird die Nonwovens-Industrie (Anmerkung der Redaktion: Vliesstoff) - ein wichtiger Absatzmarkt von Lenzing - durch die verstärkte Nachfrage nach Hygieneprodukten profitieren und voraussichtlich doppelt so schnell wachsen wie der Textil-Markt.

50 Prozent mehr Dividende

Die Investitionen für die Umsetzung der Langfriststrategie will das oberösterreichische Unternehmen, das Viskosefasern zum Beispiel für Sportoutfits herstellt, aus eigener Kraft finanzieren. 2014 hatte Lenzing einen Verlust von 14,2 Millionen Euro geschrieben. Zugleich, heißt es heute aus dem Unternehmen, werde eine Dividende von bis zu 50 Prozent des Nettoergebnisses des Vorjahres angestrebt. Lenzing rechnet damit, dass die Nachfrage nach Cellulosefasern bis 2020 um fünf bis sechs Prozent pro Jahr und damit fast doppelt so schnell wachsen wird wie der weltweite Fasermarkt. Im Konzern wolle man den Umsatzanteil von Spezialfasern bis dahin auf 50 Prozent steigern.

Fokus liegt auf Wachstum

Unter dem Titel ,,sCore TEN„ präsentiert die Lenzing Gruppe ihre Strategie für die nächsten Jahre. Die wesentlichen Schwerpunkte sind die Stärkung des Kerngeschäfts, die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Kunden entlang der Wertschöpfungskette, die Anhebung des Faser-Spezialitätenanteils auf 50 Prozent des Umsatzes bis 2020, der Ausbau der Qualitäts- und Technologieführerschaft bei industriell gefertigten (man-made) Cellulosefasern sowie die Erschließung neuer attraktiver Geschäftsfelder. “Wir wollen die Führungsrolle von Lenzing auf dem dynamischen Wachstumsmarkt für man-made Cellulosefasern absichern und ausbauen. Dabei werden wir uns klarer als bisher auf die attraktivsten Segmente im Spezialitätenbereich konzentrieren. Für Lenzing gilt künftig Wert vor Volumen. Unser Fokus liegt auf profitablem Wachstum", erläutert Vorstandschef Stefan Doboczky.

Fünf strategische Maßnahmen

Aufbauend auf den großen Megatrends wurde die neue Lenzing Strategie sCore TEN entwickelt. Der Name steht einerseits für eine konsequente Performance- Orientierung (scoring) und Stärkung des Kerngeschäfts (core) sowie anderseits für das langfristige Wachstum des Unternehmens mit Spezialfasern wie Lenzing Modal und Tencel (TEN).

sCore TEN basiert auf fünf strategischen Maßnahmen: Den Kern stärken, Kundennähe, Spezialisierung, Vorwärtslösungen und neue Geschäftsfelder. Ein höherer Anteil des Zellstoffbedarfs soll durch Rückwärtsintegration gesichert werden: durch die Erhöhung der konzerneigenen Zellstoffproduktionsmengen und/oder durch den Ausbau von strategischen Kooperationen. Die Qualitäts- und Technologieführerschaft soll weiter ausgebaut werden.

50 Millionen Euro

Mit einem Programm zur Stärkung der kommerziellen Prozesse soll ein positiver Ebitda-Beitrag von 50 Millionen Euro bis zum Jahr 2017 erzielt werden. Der Umbau der technischen Bereiche wird 2016 abgeschlossen. Lenzing plant, regionale Kompetenzzentren für Produktinnovationen aufzubauen und mehr Entscheidungsbefugnisse in die Regionen zu geben. Damit soll die Kundennähe intensiviert werden.

Bis 2020 sollen 50 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit umweltfreundlichen Spezialfasern wie Tencel und Lenzing Modal sowie mit Viscose-Spezialitäten erzielt werden. Je nach Markterfordernissen wird Lenzing die Tencel-Faserproduktionskapazitäten weiter ausbauen.

Forschung wird ausgebaut

Lenzing wird seine Forschungsaktivitäten in ausgesuchten Bereichen der Wertschöpfungskette mit neuen, bahnbrechenden Technologien erweitern. Zugleich wird das Unternehmen seine Kernkompetenzen nutzen, um mittel- bis langfristig neue attraktive Geschäftsfelder zu erschließen. Eine der großen Zukunftsherausforderungen der Faserindustrie besteht angesichts der hohen Nachfrage nach Textilfasern im Thema Nachhaltigkeit. Lenzing verfügt hier über einen großen Wettbewerbsvorteil: Seine Cellulosefasern stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, werden umweltschonend hergestellt und sind biologisch abbaubar.

Speziell die Tencel-Faser ist in Bezug auf Nachhaltigkeit ein konkurrenzloses Produkt am Markt. Sie ist über alle Parameter hinweg bis zu 17-mal umweltfreundlicher als andere Fasern. Die Lenzing Fasern sind hervorragende Mischungspartner für Baumwolle und Polyester und verbessern deren Nachhaltigkeitsbilanz.

Kommentare