Fachkräfte: Tausende Spanier nach Österreich?
In Spanien fehlen die Jobs, in Österreich die Fachkräfte. Insgesamt sind es hierzulande laut aktuellen Schätzungen rund 30.000 Positionen, die wegen fehlender Bewerber nicht besetzt werden können. Soweit nichts Neues.
Auch die beiden Fakten wurden in den vergangenen Wochen immer wieder in Zusammenhang gebracht, etwa durch eine Initiative von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, jobsuchende Fachkräfte aus Spanien nach Österreich zu holen.
Doch nun lässt die Industriellenvereinigung mit einer höheren Zahl aufhorchen. Christian Helmenstein, IV-Chefökonom, schätzt, dass der heimische Arbeitsmarkt sogar bis zu 60.000 Fachkräfte aus dem Ausland problemlos aufnehmen kann, ohne dass österreichische Arbeitskräfte verdrängt werden. Auch jene 30.000 Arbeitskräfte, die nach der Ostöffnung gekommen seien, wurden "ganz problemlos absorbiert". Es sei daher nicht unmoralisch, gut qualifizierte Arbeitskräfte aus Spanien aktiv nach Österreich abzuwerben, sagt Helmenstein im Ö1-Morgenjournal.
In Spanien sei das Interesse von Fachkräften besonders in technischen Berufen groß, zum Arbeiten nach Österreich zu kommen. Grundsätzlich wünscht sich Helmenstein mehr Mobilität von Arbeitskräften in Europa. Voraussetzung dafür sei auch, dass man seine Sozialversicherungs-Ansprüche innerhalb der EU mitnehmen kann.
Generation ohne Jobs
Ist Spanien ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt gerade für junge Akademiker äußerst schlecht, das Land verzeichnet mit fast 26 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in der EU überhaupt. Unter den Jugendlichen sieht die Lage noch schlimmer aus. Mittlerweile ist jeder zweite Spanier unter 30 Jahren ohne Anstellung.
Hierzulande klagen dagegen viele Kleinunternehmen und jedes zweite Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern über einen massiven Mangel an qualifizierten Fachkräften. Mitte Juni hatte das Sozialministerium übrigens endgültig festgelegt, welche Branchen als Mangelberufe anerkannt werden und damit in den Genuss der Rot-Weiß-Rot-Card kommen. Insgesamt wurden 26 Berufe in die entsprechende Liste aufgenommen.
Die spanischen Fachkräfte seien hervorragend ausgebildet, versicherte erst kürzlich Michael Spalek, Wirtschaftsdelegierter in Madrid. Vielen fehle es aber noch an Auslandserfahrungen. Dabei animiere die Wirtschaftskrise immer mehr Fachkräfte, sich im Ausland konkurrenzfähiger zu machen.
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