EZB: Wahrscheinlichkeit für Rezession steigt
Der überraschenden Zinssenkung der
Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag könnte schon im Dezember eine weitere folgen. Grund ist die sich rasch eintrübende Konjunktur. "Noch vor einigen Monaten haben wir die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall in die Rezession bei weniger als zehn Prozent veranschlagt", sagte Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch. "Jetzt liegt sie bei mehr als 50 Prozent." Die Wirtschaft in der Eurozone befinde sich praktisch "im freien Fall".
Auch der neue EZB-Chef Mario Draghi hält eine "milde Rezession" für möglich. Experten sehen die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Senkung der Leitzinsen auf 1,0 Prozent im Dezember bei 50 Prozent. Damit wäre wieder das Niveau vom Frühjahr erreicht, als die EZB im Kampf gegen die steigenden Preise mit zwei Zinserhöhungen konterte. Geholfen habe dies nur mäßig, liegt doch die Inflationsrate im Euroraum bei 3,0 Prozent. Ziel wären knapp 2,0 Prozent.
Zinssenkung von Stark angeregt
Die Idee zur Zinssenkung, die die Inflation zumindest kurzfristig weiter anheizen dürfte, kam nach eigenen Angaben vom scheidenden EZB-Chefvolkswirt
Jürgen Stark. Der EZB-Rat habe einhellig zugestimmt, berichtete er am Freitag. Er sagte auch, dass die Wirtschaft der Eurozone im vierten Quartal nicht wachsen werde. Auch im nächsten Jahr dürfte das Wachstum schwach bleiben.
Erneut kritisierte Stark die Käufe von Anleihen der Schuldenstaaten durch die EZB. Diese Maßnahme würde so schnell wie möglich beendet, da sie den Staaten einen falschen Anreiz gebe.
Die EZB teilte mit, dass die Banken wieder verstärkt Gelder bei der Zentralbank parken. Mit 275 Milliarden Euro für eintägige Einlagen wurde der höchste Stand seit 16 Monaten erreicht. Das gilt als Zeichen, dass das gegenseitige Vertrauen der Institute schwindet und Pleiten befürchtet werden.
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