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EZB lässt Zinsen auf Rekordtief von 0,05 Prozent
Geld im Euroraum weiter extrem billig. Anleihen-Programm wird nicht gedrosselt. Zwischenfall bei Draghi-Pressekonferenz: Aktivistin stürmt Podium.
Turbulent ging es heute bei der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt am Main zu: Eine Frau stürmte das Podium, warf mit Konfetti und schrie auf Englisch "ECB Dictatorship". Mehr dazu hier.
In den Hintergrund rückte dabei die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank. Klar ist, die Geldschleusen bleiben weit geöffnet: Die Notenbank hält den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat wie erwartet am Mittwoch in Frankfurt. Damit können sich Geschäftsbanken weiterhin extrem günstig mit frischem Zentralbankgeld versorgen. Die EZB hatte die Leitzinsen zuletzt Anfang September vergangenen Jahres gesenkt.
Zugleich verlangen die Währungshüter von den Geldinstituten aber nach wie vor einen Strafzins von 0,2 Prozent, wenn diese Geld über Nacht bei der EZB parken. Damit will die Notenbank die Kreditvergabe ankurbeln.
Das EZB-Engagement bei Griechenland liegt bei 110 Mrd. Euro, wie Draghi auf der Pressekonferenz mitteilte.
Wie man die Konjunktur beleben will
Die Währungshüter um Draghi versuchen die Konjunktur auch mit ihrem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben, das seit 9. März läuft: Monatlich 60 Mrd. Euro sollen vor allem in Staatsanleihen investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016. Bis zum 10. April erwarb die EZB im Rahmen dieses Programms Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 61,7 Mrd. Euro.
Das frische Zentralbankgeld kommt im Idealfall über die Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das könnte Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen. Die EZB will zudem einen Absturz in eine Deflation verhindern: Sinken die Verbraucherpreise über einen längeren Zeitraum auf breiter Front, könnte das die Konjunktur ausbremsen. Denn Unternehmen und Konsumenten könnten Investitionen aufschieben in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.
Wo sich Probleme auftun könnten
Noch sinken die Preise im Euroraum, aber der Rückgang hat sich zumindest abgeschwächt - nach Einschätzung der EZB auch dank ihres entschlossenen Handelns. Volkswirte jedoch warnen: Die Notenbank könnte in nicht allzu ferner Zukunft Probleme bekommen, in ausreichendem Umfang Wertpapiere für ihr Kaufprogramm zu bekommen.
Denn die EZB hat sich selbst bestimmte Grenzen gesetzt: Sie will nicht mehr als 25 Prozent einer einzelnen Emission aufkaufen und höchstens ein Drittel der Anleihen eines einzelnen Staates. Die Renditen der Papiere sollen nicht unter minus 0,2 Prozent fallen. Die große Nachfrage der EZB drückt jedoch die Renditen.
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