EZB belässt Leitzins bei 1,5 Prozent

Jean-Claude Trichet bleibt seiner Linie bis zuletzt treu: Auf seiner letzten Ratssitzung als Präsident der
Europäischen Zentralbank (EZB) hielt der Franzose den Forderungen nach einer Zinssenkung angesichts der Staatsschuldenkrise und der drohenden Rezession stand. Der EZB-Rat beschloss bei seiner auswärtigen Sitzung am Donnerstag in Berlin, den Leitzins im Euro-Raum bei 1,5 Prozent zu belassen.
Das von zahlreichen Ökonomen geforderte Abschiedsgeschenk, die jüngsten Zinserhöhungen von 1,0 auf nun 1,5 Prozent zurückzunehmen, blieb damit aus. Bei einer Inflation von 3,0 Prozent hätte das wohl auch die Glaubwürdigkeit der Währungshüter untergraben, deren oberstes Ziel stabile Preise sind. Die Teuerung liegt auf dem höchsten Stand seit drei Jahren und weit über dem Zielwert der Währungshüter. Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Jahresteuerung knapp unter 2 Prozent gewahrt. "Wir haben nur eine Nadel im Kompass. Wir müssen Preisstabilität garantieren", sagte Trichet im Laufe seiner achtjährigen Amtszeit immer wieder.
"Die jüngsten Zahlen zur Inflationsentwicklung dürften den Befürwortern einer Rücknahme der vorangegangenen Zinserhöhungen durch die EZB den Wind aus den Segeln nehmen", hatte Postbank-Volkswirt Marco Bargel deshalb prophezeit. Niedrige Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht die Investitionsneigung von Unternehmen und die Konsumfreude der Verbraucher - und kurbelt so die Konjunktur an. Damit befeuern niedrige Zinsen aber gleichzeitig die Inflation.
EZB kauft weiterhin Anleihen
Allerdings dürfte die Notenbank weiter massiv am Anleihenmarkt Papiere klammer Staaten aufkaufen, um die Zinslast der Schuldensünder zu senken. Zudem wird sie die Geschäftsbanken weiter unbegrenzt mit billigem Geld ausstatten, um ein Austrocknen des Kreditmarktes zu verhindern. Aktuell hat die EZB Anleihen im Wert von 160,5 Milliarden Euro in den Büchern.
Zudem wird sie den Geschäftsbanken weiter unbegrenzt billiges Geld zur Verfügung stellen. Denn angesichts der Milliarden-Engagements der Geschäftsbanken in Staatspapieren europäischer Krisenländer wächst das Misstrauen der Banken untereinander. Das zeigen die großen Summen, die die Finanzinstitute derzeit bei der EZB hinterlegen, anstatt das Geld für höhere Zinsen an eine andere Bank zu leihen.
Erst am Dienstag hatte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (
CDU) vor einer europäischen Bankenkrise gewarnt. Die große Sorge sei, dass die "beunruhigenden Entwicklungen an den Finanzmärkten in einer Bankenkrise eskalieren" würden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte zu, eine drohende Banken-Krise in Europa notfalls rasch mit neuen Finanzspritzen zu bekämpfen.
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