Experte: "Ein Streik im Handel hätte katastrophale Folgen"

Experte: "Ein Streik im Handel hätte katastrophale Folgen"
Viele Händler schreiben Verluste, ein Streik wegen der KV-Verhandlungen könnte für manche das Ende bedeuten.

Die Lage bei den Kollektivvertragsverhandlungen im österreichischen Einzelhandel spitzt sich zu. „Der stationäre Einzelhandel befindet sich in einer ausgesprochen heiklen Phase“, sagt Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens RegioPlan. Nimmt man alle Branchen zusammen, werde es heuer beim Umsatz maximal eine Abdeckung der Inflation geben. Rechne man den Lebensmittelhandel, der sich in den vergangenen 15 Jahren gut entwickelt habe, heraus, blieben für die meisten Branchen Verluste über.

„Ein Streik hätte katastrophale Auswirkungen und würde die Metamorphose Richtung Online-Handel verstärken.“ Das würde den Mitarbeitern schaden und könnte Arbeitsplätze kosten. Ein Streik im Einzelhandel sei unrealistisch, die Gewerkschaft könne sich aber große Unternehmen herauspicken und dafür sorgen, dass dort Dienst nach Vorschrift gemacht werde, etwa keine Überstunden. „Dass H&M oder Rewe ihre Läden dichtmachen, ist aber unvorstellbar.“

Für Peter Buchmüller, Chefverhandler der Arbeitgeber, ist es offensichtlich, dass es sich auch beim Handels-KV um eine Inszenierung der Gewerkschaft handelt: „Einzelne Betriebsräte wollen abschließen, aber sie dürfen nicht.“ Eine Lohnerhöhung von drei Prozent werde er nicht akzeptieren. Die Branche habe 38.000 Unternehmen, 38 Prozent davon würden keine Gewinne machen. Er hoffe, dass der nächste Termin noch vor Weihnachten zustande komme, derzeit gebe es aber noch keinen.

Kreative Maßnahmen

Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA-djp, ist sicher, dass die Protestaktionen am Samstag greifen: „Wir werden ein paar kreative Maßnahmen setzen, es gibt Möglichkeiten, den Handel zu treffen.“ Er vermisse die Wertschätzung, die den Mitarbeitern zustehe. Die Gewinne im Handel seien nicht so schlecht, wer gutes Personal wolle, müsse dafür bezahlen.

Er habe noch nie erlebt, dass man sich nicht vor Weihnachten geeinigt hat. Diesmal sei aufgrund der Haltung der Arbeitgeber Skepsis angebracht, er bleibe aber optimistisch. Die Gewerkschaft fordert für die über 400.000 Handelsangestellten ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent. Die Arbeitgeber bieten 2,35 bis 2,65 Prozent.

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