"Existenzbedrohende Krise": VW-Vorstände wollen aber Boni
In Anbetracht der Vorfälle in den vergangenen Monaten - Stichwort: Abgasskandal - mag es VW-Mitarbeiter, VW-Kunden und Interessierte verwundern: Top-Manager des angeschlagenen Wolfsburger Autohersteller Volkswagen wollen laut Spiegel eine Streichung ihrer Boni nicht akzeptieren. Der Aufsichtsrat entscheidet in Kürze über die Vorstandsentlohnung, die Vorstände wollen "allenfalls eine Kürzung ihrer Boni hinnehmen, aber nicht völlig auf sie verzichten", schreibt das deutsche Magazin. Zur Einordnung: Im Jahr zuvor hatte der damalige VW-Chef Martin Winterkorn mehr als drei Mio. Euro Bonus kassiert.
2015 wollte man noch den Gürtel enger schnallen
VW-Chef Matthias Müller hatte Ende 2015 noch eine Gehaltskürzung für den Vorstand angeregt: "Es ist klar, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen. Auch hier muss die Unternehmensspitze Vorbild sein."
Vor allem eine Sonderzahlung an Hans Dieter Pötsch birgt Brisanz. Als der Top-Manager im Oktober 2015 vom Vorstand an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte, ließ er sich eine Entschädigung dafür zahlen, dass sein Vorstandsvertrag noch bis 2017 gelaufen wäre und ihm deutlich höhere Einnahmen garantierte. Von knapp zehn Mio. Euro ist die Rede. Von einer "existenzbedrohenden Krise" für den Konzern hat Pötsch nach dem Abgasskandal gesprochen. Pötsch selbst möchte jedoch nicht zu kurz kommen.
Wenig gefallen wird dies den Arbeitnehmervertretern beim VW-Konzern. Ein Betriebsrat sagte laut Magazin: "Dem Management fehlt offenbar jedes Gespür für den Ernst der Lage."
Österreichische Autofahrer brachten Betrugsanzeige ein
Im VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte haben österreichische Autofahrer eine Sachverhaltsdarstellung wegen Betrugsverdachts eingebracht. Als Verdächtige machen die Anzeiger die Volkswagen AG in Wolfsburg sowie die Porsche Austria GmbH & Co OG aus - in Österreich können ja seit kurzem auch Firmen strafrechtlich belangt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.
Klar sei, dass VW in Millionen von Fahrzeugen eine unzulässige Abschaltvorrichtung eingebaut hat, damit bei Abgastests die Stickoxidwerte (NOx) eingehalten werden. Konkret habe es beim Dieselmotor EA 189 EU5 zwei "Abgasrückführungsmodi" gegeben. Im Modus 1 - gedacht für den Prüfstand - seien sämtliche Grenzwerte eingehalten worden, die Abgasrückführrate relativ hoch gewesen. Im Modus 2 seien dagegen die zulässigen Werte um ein Vielfaches überschritten worden. Dank der Abschaltvorrichtung habe die Fahrzeugsoftware erkennen können, ob sich das Auto auf dem Prüfstand befand oder nicht - und habe entsprechend umschalten können.
Die Manipulation sei vorgenommen worden, um den Konzerngewinn und die Höhe der damit in Zusammenhang stehenden Managerboni zu steigern, so die Anzeiger.
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