Ex-Telekom-Manager: "Großer moralischer Fehler"
Ich bin schuldig im Sinne, dass die Abfertigung so nicht in Ordnung war." Mit einem Schuldbekenntnis startete am Dienstag der sogenannte " Telekom II"-Prozess. In dem Untreueprozess um eine Scheinrechnung in Höhe von 585.600 Euro für die Abfertigung eines ehemaligen Telekom-Austria-Marketingleiters hat sich der Erstangeklagte somit schuldig bekannt, die Abfertigung ohne Gegenleistung erhalten zu haben.
"Das war ein großer moralischer Fehler"
"Das tut mir sehr leid, das war ein großer moralischer Fehler", so der Beschuldigte zu Richter Michael Tolstiuk im Wiener Straflandesgericht. Zuvor hatte sein Verteidiger Michael Rohregger betont, dass der Telekom kein Schaden entstanden sei - denn durch die Auszahlung der Abfertigung an den Marketingleiter habe das Unternehmen bestehenden und künftigen Mitarbeitern mitgeteilt, dass man bei der Telekom fair behandelt wird.
Die Verteidiger der drei weiteren Angeklagten, über die die Scheinrechnungen abgewickelt wurden, merkten an, dass im angeklagten Jahr 2007 viele Mitarbeiter gekündigt wurden - eine fast 600.000 Euro schwere Abfertigung an einen Manager wäre in der Öffentlichkeit nicht so gut angekommen.
Der Erstangeklagte hatte vor seinem Wechsel zur Telekom einen Top-Job in der Consultingbranche. Bei seinem Wechsel in die Telekom wurde vertraglich vereinbart, dass er bei einem Ausscheiden aus der Telekom innerhalb der ersten beiden Jahre eine Abfertigung von 600.000 Euro erhält. Im Jahr 2007, als der Vertrag aufgelöst wurde, war dieser Zweijahreszeitraum schon lange vorbei.
Mitangeklagte nur "Durchlaufposten"
Jene drei Angeklagten, die im für die Anklage entscheidenden Jahr 2007 als Mitarbeiter der Werbeagentur Euro RSCG tätig waren, betonten, dass sie lediglich - wie vom Telekom-Management gewünscht - die Abfertigung von knapp 600.000 Euro durchgewunken haben. Sie hätten sich nichts dabei gedacht, weil der Agentur kein Schaden entstanden sei. Laut Rohregger waren sie nur ein "Durchlaufposten". "In der Werbung ist man leider Lieferant", so der Drittangeklagte bei der Befragung. Der Zweitangeklagte hatte zuvor gemeint: "Wir wurden instrumentalisiert."
Der Prozess ist bis Ende der Woche anberaumt, nächste Woche geht es mit dem Telekom V-Prozess rund um einen umstrittenen Immobilienkauf am Schillerplatz in Wien weiter. Dieses Verfahren wurde unterbrochen um ein weiteres Gutachten einzuholen.
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