Europäische KMU machten 6,9 Mrd. Euro Umsatz über Amazon

Aus dem Amazon Lager in Baltimore, USA.
Mehr als 50 Prozent der von Amazon verkauften Produkte stammen von kleinen und mittleren Unternehmen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Österreich haben im vergangenen Jahr Waren im Wert von 300 Mio. Euro über den US-Onlinehändler Amazon ins Ausland exportiert. Dabei wurden mehr als 10 Millionen Produkte von mehreren tausend heimischen KMU verkauft, geht aus einer Aussendung von Amazon Deutschland am Mittwoch hervor.

Mehr als 130.000 europäische KMU, die über Amazon Stores verkaufen, konnten 2018 gemeinsam Exportumsätze in Höhe von rund 6,9 Mrd. Euro erzielen. Insgesamt stammen bereits mehr als die Hälfte der bei Amazon verkauften Produkte von kleinen und mittleren Betrieben, heißt es in der Mitteilung. Amazon unterstützt die Händler dabei laut eigenen Angaben nicht nur beim Versand ihrer Ware und der Logistik, sondern bietet ihnen auch ein Übersetzungsservice für die Produktseiten an, damit die Händler ihre Ware international verkaufen können.

Wegen seiner strengen Auflagen für kleine Händler steht Amazon in Europa jedoch häufig in der Kritik der Fachverbände und ist bereits ins Visier der Kartellbehörden geraten. So hatten sich vergangenes Jahr zahlreiche Händler beim heimischen Handelsverband über unbegründete und plötzliche Sperren von Händlerkonten, falsche Lieferangaben, verloren gegangene Produktrankings und über die Verpflichtung, Einkaufspreise offenzulegen, beschwert.

Kritik an Datenaustausch

Der Verband hatte deswegen im Dezember 2018 Beschwerde bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eingelegt. Es gebe Bedenken, dass Amazon seine Doppelrolle als klassischer Händler einerseits und als Marktplatz für Drittanbieter andererseits ausnütze und unerlaubt Daten zwischen diesen beiden Rollen austausche, um seinen Eigenmarken einen Verkaufsvorteil zu verschaffen. "Als führender Marktplatz kann Amazon theoretisch die Daten der gelisteten Händler einsehen, deren Preise unterbieten und langfristig das gesamte Geschäft an sich binden. All das läuft gänzlich an der österreichischen Volkswirtschaft vorbei", sagte damals Handelsverband-Obmann Rainer Will in einer Aussendung.

Seit Mitte Februar ermittelt die BWB aufgrund der Beschwerde des Handelsverbands gegen Amazon und führt derzeit eine Marktbefragung bei heimischen Händlern durch, um die Marktposition von Amazon festzustellen. Auch in Deutschland ermittelt das deutsche Kartellamt wegen möglicher missbräuchlicher Geschäftspraktiken seit November 2018.

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