Eurokrise: Wo, bitte, ist hier der Ausgang?

Noch herrscht Optimismus vor. Die meisten Ökonomen und Finanzprofis glauben, dass die Krise zu meistern ist. Für den Weg dorthin gibt es allerdings verschiedene Ansätze.
Christian Baha, Gründer und Chef der Investmentgesellschaft Superfund, hält vom Europäischen Schutzschirm ESM nicht sehr viel. "Ich bin dagegen, weil er den großen Knall nur verzögert." Besser wäre ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende. "Ich will keinen Euro unseres sauer verdienten Geldes mehr an Pleitebanken und -staaten geben", sagte Baha im Rahmen einer Podiumsdiskussion. "Ich bin so egoistisch, mir mehr Sorgen um die österreichischen Interessen als um Griechenland oder Spanien zu machen. Diese haben ihre Probleme in erster Linie sich selbst zu verdanken."
Baha fordert eine Volksabstimmung über den ESM. Die Österreicher seien dafür mündig genug. "Über diese Frage ist es wichtiger abzustimmen als über das Bundesheer." Seine Krisenlösung: Schuldenstaaten sollen die Eurozone verlassen und die finanzstarken Länder einen Nord-Euro bilden. Zum Schilling will er nicht zurück.
Herbert Stepic, Chef der Raiffeisen Bank International, hat nach eigener Aussage bei Bahas Ausführungen "extrem gelitten". Für ihn seien "die Vorteile des Euro gewaltig", wie etwa höhere Beschäftigung und schnelleres Wachstum. Eine Rückkehr zum Schilling "würden wir wegen der Währungsspekulationen nicht überleben". Der ESM sei kein Geschenk an die Schuldenländer, sondern bringe ihnen die nötige Zeit für Restrukturierung. Mit diesem Mehr an Zeit wäre die Krise zu lösen.
Auch Notenbank-Chef Ewald Nowotny konnte Bahas Aussagen naturgemäß wenig abgewinnen. "Ein nationaler Alleingang wäre verheerend." Der ESM sei zwar ein mühsamer Weg, aber alternativlos. Bei allen anderen Möglichkeiten wären die Folgen nicht abschätzbar. Baha und Nowotny teilten zumindest die Ansicht, dass nicht der Euro als Währung in der Krise sei, sondern die Schuldenstaaten.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, hat in der jüngsten Vergangenheit zwar einige Illusionen darüber verloren, was die Politik wirklich leisten kann. Trotz allem hat er aber die Hoffnung nicht aufgegeben: "Die Politik kann es schaffen, den Euro zu retten", sagte er im Rahmen einer Veranstaltung des Europa Club Wien. Die Voraussetzung ist, dass es so schnell wie möglich gelingt, eine Bankenunion (unter anderem mit einer zentralen Aufsicht) aufzustellen. "Wenn wir das nicht schaffen, haben wir wirklich ein Problem", fürchtet Bruckbauer. Denn dann wäre nicht mehr aufzuhalten, dass Sparer in Krisenländern ihre Konten räumen und versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen – was die Banken dort umbringen würde.
Wie Bruckbauer meint auch Markus Marterbauer, Ökonom in der Arbeiterkammer: Der rascheste Weg, die ärgsten Krisenauswüchse zu lindern, ist es, die Zinsen für neue Staatsschulden in Ländern wie Spanien oder Italien nach unten zu drücken. Und das könne derzeit nur die Europäische Zentralbank (EZB) durch Aufkäufe von Staatsanleihen schaffen. Das würde verschuldeten Ländern mehr Zeit für Reformen verschaffen.
Marterbauer fordert zudem, dass die EU aufhören muss, die Krise selbst weiter zu verschärfen, in dem sie schier unmögliche Sparpläne fordert. Vielmehr müsse es eine aktive Beschäftigungspolitik geben, die auch dem Heer an jugendlichen Arbeitslosen wieder eine Perspektive bietet. Marterbauer: "Die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem bei Jugendlichen, ist die zentrale Gefahr für Europa, für die europäische Idee."
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