Euro-Tiefstand durch Furcht der Märkte

Die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone hat die Stimmung am Renten- und Devisenmarkt zum Wochenausklang weiter getrübt. Der Euro fiel am Freitag bis auf 1,2643 Dollar; so günstig war er seit Mitte Jänner nicht mehr.
Die Skepsis der Investoren wurde weiter angeheizt von der Herabstufung
Griechenlands durch die Ratingagentur Fitch. Deren Analysten begründeten das neue Langfrist-Rating CCC (vorher: B-) mit der Gefahr, dass das Land die Eurozone verlassen könnte. Auch für die angeschlagenen spanischen Banken gab es neue Krisenschlagzeilen: die Ratingagentur Moody`s stufte 16 Institute herunter.
"Der Euro kann in dieser Gemengelage kaum einmal durchatmen", schrieb die Commerzbank in einem Kommentar. "Das schon deswegen nicht, weil noch immer eine generelle Strategie zur Bekämpfung der Krise fehlt." Die Europäische Zentralbank (EZB) halte zwar das Feigenblatt einer strengen, risikoorientierten Notenbank von Zeit zu Zeit hoch, wie das Ausschließen einiger griechischer Banken zeige. Tatsächlich sei das aber völlig unwirksam.
"Die europäischen Märkte scheinen sich ihrem Schicksal zu ergeben und stellen sich auf die Folgen eines Euro-Austritt Griechenlands ein", sagte Hedge-Fonds-Manager Lex van Dam von Hampstead Capital. "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die EZB eingreifen wird, bevor die Situation eskaliert." Andere hielten dagegen. Die Zentralbank könnte zwar eine neue Geldspritze überlegen oder wieder verstärkt Anleihen der schuldengeplagten Euro-Länder kaufen. "Aber wirklich gebracht hat das bisher ja auch nichts", sagte ein Händler.
EU soll bankrotte Länder übernehmen

Ein Vorschlag von Ex-EZB-Chef
Jean-Claude Trichet zur Rettung des Euro ging in der Krisenstimmung fast unter. Er hat angeregt, dass die EU-Staaten im Extremfall ein Land für bankrott erklären und seine Haushaltspolitik übernehmen. Dazu sollte es dann kommen, wenn die Fiskalpolitik des Landes die Währungsunion als ganze gefährde. Trichet nannte es eine "Förderation in Ausnahmefällen".
Am Markt fand das zunächst kaum Beachtung. Hier wurden vielmehr Konsequenzen eines zunehmend realistisch gesehenen Szenarios durchgespielt, dass Griechenland den Euro als Währung aufgeben könnte. Und da wurde vor allem Spanien als besonders ansteckungsgefährdet empfunden. Die Renditen auf zehnjährige Anleihen aus Madrid lagen weiterhin deutlich über der kritischen Sechs-Prozent-Marke. Im Schlepptau von Griechenland und Spanien stiegen auch die Zweifel gegenüber der italienischen Reformfähigkeit.
Griechenland: Normalbetrieb
Ungeachtet der Angst der Märkte scheint sich die Lage an Griechenlands Bankautomaten wieder zu entspannen. Nach dem Ansturm auf griechische Banken zum Wochenbeginn herrscht wieder normaler Betrieb. Es gebe keinen Ansturm auf Banken und die Bankautomaten funktionierten im Zentrum Athens normal, berichteten Augenzeugen.
Der Verband der Bankangestellten hatte sich am Donnerstag gegen Spekulationen gewandt, die Banken des Landes stünden vor dem Zusammenbruch. "Wir haben unglaubliche Gerüchte gehört, dass wir nur noch 50 Euro pro Person pro Tag auszahlen. Alles erfunden", sagte ein hoher Angestellter einer der größten griechischen Banken.
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