Euro-Raum: Spanien wächst am stärksten

Eine große Skulptur des Santander-Logos steht auf einem Hügel.
Der Wirtschaftsaufschwung wird bisher vor allem von Banken und Großunternehmen registriert.

Die spanische Wirtschaft wächst so kräftig wie seit Anfang 2007 nicht mehr. Unter den großen Euro-Ländern hatte das südeuropäische Land im ersten Quartal mit 0,9 Prozent das mit Abstand stärkste Wachstum hingelegt.

Anscheinend spüren vor allem Spaniens Großbanken die wirtschaftliche Erholung des Landes. Die Banco Santander gab vergangene Woche bekannt, ihr Kreditgeschäft sei im zweiten Quartal um mehr als 12 Prozent gewachsen. Der Nettogewinn kletterte sogar um 18 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Spaniens zweitgrößte Bank BBVA verdoppelte ihren Nettogewinn im ersten Halbjahr auf 2,76 Mrd. Euro.

Auch bei den kleineren Instituten wie der Caixabank und Banco Popular scheinen die Geschäfte besser zu laufen denn je. Die Caixabank aus Barcelona legte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 um über 60 Prozent zu und verzeichnete einen Überschuss von 708 Mio. Euro. Bei der Banco Popular waren es immerhin noch gut 7 Prozent Steigerung. Beide Banken erklärten, immer weniger Geld für faule Kredite zurücklegen zu müssen, was von vielen Experten als klares Zeichen der Konjunkturerholung angesehen wird.

Nach dem Platzen einer Immobilienpreisblase und dem gleichzeitigen Einsetzen einer internationalen Finanzkrise war Spanien 2008 in eine tiefe Rezession gerutscht und hatte erst Mitte 2013 eine konjunkturelle Aufholjagd gestartet. Insbesondere die niedrige Inflation sorgte dafür, dass das verfügbare Einkommen der Bürger steigt. Die Einzelhandelsumsätze steigen seit elf Monaten in Folge.

Krise für beendet erklärt

Aber auch andere spanische Großunternehmen wie der Telekomkonzern Telefonica spüren anscheinend das Ende der spanischen Wirtschaftskrise. Bis zu 9,5 Prozent sollen die Erlöse im Vergleich zu Vorjahr zulegen. Spaniens Großunternehmen sehen die Finanz- und Wirtschaftskrise in ihrem Land endgültig als beendet an. Das ergab bereits eine Mitte Juli veröffentlichte Umfrage der Unternehmensberatungsfirma KPMG.

Demnach wollen 70 Prozent der spanischen Großunternehmen nach Jahren der Restrukturierungen und Stellenkürzungen in den kommenden drei Jahren wieder ihre Belegschaft vergrößern und in die Expansion der Geschäfte investieren.

Bereits vor wenigen Wochen kündigte auch die spanische Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy Steuersenkungen aufgrund der unerwartet stark wachsenden Konjunktur an. Das Bruttoinlandsprodukt werde im laufenden Jahr um 3,3 Prozent steigen und damit stärker als bisher erwartet, erklärte der konservative Ministerpräsident. Auch für 2016 gehe seine Regierung von einem Wachstum um die 3,0 Prozent aus, womit sein Land zu den "Spitzenreitern in der Eurozone" gehöre.

Hohe Arbeitslosigkeit sinkt

Das große Sorgenkind der spanischen Wirtschaft bleibt aber weiterhin die hohe Arbeitslosigkeit. Die spanische Arbeitslosenquote ist mit 22,4 Prozent nach Griechenland immer noch die zweithöchste im Währungsraum. "Wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels", erklärte am Dienstag Spaniens Arbeitsministerin Fatima Banez. Die Zahl der Arbeitslosen sei auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren gesunken. Wie das Madrider Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte, waren im Juli bei den Arbeitsämtern nur noch 4,0 Millionen Erwerbslose registriert, rund 8,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. "Die Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt konsolidiert sich nicht nur, sondern beschleunigt sich sogar", versicherte Arbeitsstaatssekretär Juan Pablo Riesgo und ergänzte: "Immer mehr Familien bekommen den wirtschaftlichen Aufschwung zu spüren."

Die wirtschaftliche Erholung spiegelt sich auch im Staatsbudget für 2016 wieder, das am Dienstag von Finanzminister Cristobal Montoro präsentiert wurde: Die Ausgaben für Kultur- und Sozialpolitik werden angehoben. Die Pensionen sollen um 0,25 Prozent und die Gehälter der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst werden um einen Prozent angehoben. Für die Staatsbediensteten ist dies die erste Gehaltserhöhung seit fünf Jahren. Wenige Monate vor den spanischen Parlamentswahlen im Spätherbst könnte es für die regierenden Konservativen von Premier Mariano Rajoy dank der Konjunkturerholung also besser laufen.

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