EU will ihre Stahlindustrie vor China schützen

Jean-Claude Juncker und Li Keqiang bei einer Veranstaltung in China.
Streitfall Dumpingpreise: Verhärtete Fronten bei EU-China-Gipfel – auch zum Marktwirtschaftsstatus.

Wenn ich nicht weiter weiß, genau: Arbeitskreis. Eine Diskussionsplattform zwischen der EU und China soll verhindern, dass sich der Streit über chinesische Stahlexporte zu Dumpingpreisen zum Handelskrieg auswächst. Der zweitägige EU-China-Gipfel brachte keine Annäherung.

Die EU werde ihre Stahlindustrie verteidigen, betonte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: " Chinas Überkapazitäten entsprechen exakt dem Doppelten der gesamten europäischen Stahlproduktion. Das zeigt, wie groß das Problem ist." Er wisse, wie schwer es fällt, Stahlfabriken zu schließen, sagte der Luxemburger. In seiner Heimat seien in den 1980ern etwa 80 Prozent der Jobs in der Stahlindustrie verloren gegangen.

Chinas Premier Li Kequiang wies Vorwürfe, Europa mit Billigstahl zu überschwemmen, zurück: 90 Prozent werde im eigenen Land verbaut. Und China habe bereits 45 Millionen Tonnen überschüssige Kapazität abgebaut. Aus europäischer Sicht zu wenig: Zuletzt seien Chinas Stahlexporte in die EU um 28 Prozent gestiegen – und die Preise um ein Drittel gesunken.

Marktwirtschaft, ja/nein?

Juncker sieht die Stahlfrage eng verbunden mit dem zweiten großen Konfliktherd: China will von der EU offiziell als Marktwirtschaftsstatus eingestuft werden – so, wie es vor 15 Jahren bei der Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) in Aussicht gestellt wurde. Dann könnte die EU hohe Strafzölle (etwa wegen der Stahl-Dumpingpreise) nur noch sehr schwer verhängen. Juncker sagte, die EU-Kommission habe sich noch nicht festgelegt, das Thema soll am 20. Juli in Brüssel besprochen werden, wenn eine Auswirkungsstudie vorliegt. Das Europa-Parlament hatte sich allerdings schon im Mai mit satter Mehrheit dagegen ausgesprochen.

Die 11. EU-China Business Summit-Veranstaltung mit Publikum in einem großen Saal.
Chinese and European Union officials, including Chinese Premier Li Keqiang (on stage-3rd R) and European Commission President Jean-Claude Juncker (on stage-4th R) attend the 11th EU-China Business Summit at the Great Hall of the People in Beijing on July 13, 2016. The 18th bilateral summit between the EU and China is being held in Beijing from July 12 to 13. / AFP PHOTO / POOL / Ng Han Guan
Das Wirtschaftsklima zwischen der EU und China verschlechtert sich merklich – was handfeste Gründe hat: Chinesische Unternehmen agieren nicht mehr als billige Werkbank für die ganze Welt, sondern werden zusehends zu Rivalen für europäische Unternehmen – und sie treten selbstwusst als Investoren auf. Zudem hat Peking wenig Hemmungen, einheimische Firmen zu bevorzugen.

Kommentare