Schwierige Zeiten für nachhaltige Veranlagungen

Die Weltklimakonferenz COP-28 in Dubai zeigt einmal mehr die Kluft zwischen „Tun wollen“ und tatsächlichem Handeln punkto Klima- und Umweltschutz auf. Das betrifft nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern auch die Geldanlage. Unter dem Schlagwort „Greenwashing“ werden vermeintlich saubere Unternehmen an den Pranger gestellt. Dies betrifft infolge auch Investoren, die gezielt nachhaltig (ESG) anlegen möchten, aber offenbar in die Irre geführt werden. Sie ziehen sich daher zunehmend irritiert bzw. enttäuscht vom Markt nachhaltiger Veranlagungen zurück. Laut der US-Ratingagentur Morningstar fließen in Europa seit 2022 deutlich weniger Gelder in derartige Produkte als noch 2021. In den USA zogen die Anleger im dritten Quartal dieses Jahres demnach sogar 2,7 Milliarden Dollar (2,46 Mrd. Euro) aus nachhaltigen US-Fonds ab. Insgesamt beliefen sich in den Vereinigten Staaten die Abflüsse seit dem vierten Quartal 2022 bereits auf 14,2 Milliarden Dollar.
Aktuell ist der Gegenwind für die Branche in den USA besonders groß, nachdem einige republikanisch regierte Bundesstaaten sich dazu entschlossen haben, ihre Pensionsgelder nicht mehr vom Vermögensverwalter Blackrock verwalten zu lassen. Dessen Chef Larry Fink hatte sich in der Vergangenheit als ESG-Vorreiter inszeniert. Republikaner werfen Blackrock vor, die Ölindustrie zu „boykottieren“ oder im Streben nach Nachhaltigkeit die Rendite zu vernachlässigen.
Neinsager
„Es war immer klar, dass es einen gewissen Widerstand gegen das Wachstum von ESG geben würde, da es einige lang gehegte Überzeugungen darüber, wie Investitionen verwaltet werden sollten, infrage stellt“, sagt Miranda Baecham, Head of UK Responsible Investment bei Aegon Asset Management. „Die Neinsager scheinen zu glauben, dass Fondsmanager sich an die traditionelle Analyse halten und bei ihren Anlageentscheidungen nur die Einnahmen, Kosten und Gewinne eines Unternehmens berücksichtigen sollten.“
In den vergangenen zwei Jahren sei die Performance schwieriger gewesen. Dies sei größtenteils auf externe Faktoren wie Zinsen, Inflation und die Konflikte in der Welt zurückzuführen. „Alle Investitionen durchlaufen jedoch Zyklen und bei ESG ist das nicht anders“, so Baecham. „Die Rede vom ESG-Sterben ist daher stark übertrieben.“

Miranda Baecham, Head of UK Responsible Investment bei Aegon Asset Management.
Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich hat nachhaltige Fonds in Österreich untersucht. Es gibt 203 so deklarierte, wobei klare Kriterien fehlen. Der Aktienfonds Erste Stock WWF Environment ist demnach am nachhaltigsten, gefolgt von den Anleihenfonds IQAM SRI SparTrust M und Schoellerbank Vorsorgefonds. Nur 6 aller Fonds verfolgen konkrete Nachhaltigkeitsziele. Der Rest berücksichtigt hingegen nur Nachhaltigkeitsaspekte ohne ausschließlichen Fokus darauf. Die Interessenvertretung fordert daher EU-weit klare, rechtlich verbindliche Vorgaben für ökologische und soziale Kriterien.
Grüner Pionier bietet Fonds ohne Ausgabeaufschlag
Grüne bzw. nachhaltige Investmentprodukte sind erst in den vergangenen Jahren so richtig in Mode gekommen. Auch auf politischen Druck hin. Schon weitaus früher, nämlich 1980, wurde in den Niederlanden die Triodos Bank gegründet mit dem Ziel, Nachhaltigkeit zu fördern über entsprechende Kreditvergaben, etwa in erneuerbare Energien. Zehn Jahre später folgte eine dazu gehörige Investmentfondsgesellschaft.
Diese ist heute in 6 Ländern aktiv, darunter Österreich, und verwaltet in mehr als einem Dutzend Nachhaltigkeitsfonds 6,1 Milliarden Euro. „Das Thema Nachhaltigkeit ist am Markt angekommen. Es wird viel darüber geredet, jeder hat eine Meinung dazu, aber es wird nicht so viel darin investiert“, sagt der für Österreich zuständige Triodos-Manager Karim Chatti zum KURIER.

Triodos-Manager Karim Chatti.
Inzwischen biete jeder Mitbewerber grüne Produkte an. „Da ist viel Wildwuchs entstanden“, prangert Chatti an. Und niemand prüft ernsthaft, wie grün diese Produkte wirklich sind.“ Damit meint er nicht nur die Aufsichten, sondern auch die Investoren. „Sie machen sich gerne einen schlanken Fuß und sind zufrieden mit einem grün gelabelten Produkt.“ Der fehlende Druck führe dazu, dass einige Fondsmanager wenig Interesse hätten, Fonds neu aufzustellen.
Bei Triodos wählen laut Chatti die Fondsmanager aus rund 5.000 in Frage kommenden Werten nach einer Finanz- und Nachhaltigkeitsanalyse rund 50 bis 60 je Fonds aus. Die Unternehmen werden vierteljährlich überprüft, ob sie den Anforderungen noch entsprechen. Der Triodos Global Equites Impact Fund etwa verwaltet 1 Mrd. Euro und erzielte heuer (bis Ende September) 5,1 Prozent Rendite (Benchmark 12,5 Prozent). Größter darin enthaltener Titel ist der Chipkonzern Nvidia. Wie bei allen Triodos-Fonds gibt es keinen Ausgabeaufschlag. klee
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