Erzeuger-Milchpreise mit sinkender Tendenz

Erzeuger-Milchpreise mit sinkender Tendenz
In der Europäischen Union lagern 380.000 Tonnen Milchpulver, die verkauft werden sollen

Die Lagerbestände der EU sind gut gefüllt. Etwa 380.000 Tonnen Milchpulver warten auf Käufer. Als 2015 und 2016 die Erzeugermilchpreise im Keller waren, hat die EU große Mengen Milch gekauft, um die Preise und damit die bäuerlichen Einkommen zu stabilisieren.

Doch das Milchpulver muss irgendwann verkauft werden. Allein der mögliche Abverkauf der Lagerbestände „drückt auf den Preis“, weiß Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM). Die EU hat im vergangenen Jahr keine Interventionskäufe getätigt. Die Milchanliefermenge ist daher gestiegen, was bereits für leicht sinkende Erzeugerpreise sorgt.

Ob die Konsumenten davon etwas mitbekommen, ist nicht sicher. Eine Änderung der Erzeugerpreise muss nicht notwendigerweise eine Änderung der Preise für die Konsumenten bedeuten. Vor allem wenn die Erzeugerpreise sinken.

Grundsätzlich war 2017 ein gutes Jahr für die Milchbauern. Die Erzeugerpreise sind um 19 Prozent von 35,41 Cent pro Kilogramm auf 42,12 Cent gestiegen.

Die Preise entwickeln sich gemäß den Liefermengen. Wenn viel Milch an die Molkereien geliefert wird, sinken die Kilo-Erzeugerpreise. Man kann dann auch trotz Mehrproduktion weniger verdienen.

Mehr Butter

Außerdem ist das mit der Milchverarbeitung nicht so einfach. Weil die Butterpreise deutlich gestiegen sind, wurde mehr Butter erzeugt. Wird der Milch ein Großteil des Fettes entzogen, bleibt Magermilch übrig. Diese kann man für Leicht-Joghurts oder für Magermilchpulver verwenden. Derzeit werden 25 Prozent der in Österreich verbrauchten Butter importiert.

Ein Großteil der milchverarbeitenden Betriebe sind Genossenschaften und daher im Eigentum der Milchbauern, die somit selbst bestimmen, wie hoch ihr Milchgeld ist. Die deutlichen Steigerungen bei den Umsätzen sind für die meisten Molkereien ein Durchgangsposten. Bezahlt der Handel mehr für Milchprodukte, dann steigen auch die Erzeugermilchpreise. Den Molkereien bleibt nicht viel übrig. Der Gewinn der Milchverarbeiter vor Steuern betrug im vergangenen Jahr lediglich 1,4 Prozent vom Umsatz.

Kleine Betriebe

Es gibt viele Gründe dafür, warum Molkereiprodukte aus Österreich teurer sind als Importe. Dazu gehört die kleinteilige Struktur der heimischen Landwirtschaft. Die Sammelkosten für die Milch sind etwa in Norddeutschland um 80 Prozent niedriger als in Österreich. Dafür sind die Qualitätsstandards der heimischen Milchwirtschaft höher als im Ausland.

Andreas Anzenberger

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