Silhouette: Angetreten, um zu wachsen
Wie war die
Übergabe von den
Eigentümern an Sie? Es heißt immer,
Eigentümer könnten schwer loslassen.
Daniel Rogger: Die Übergabe war bei uns ein durchdachter Prozess. Keine nennenswerten Probleme. Ich bin dankbar, dass wir die Geschichte im Haus spüren können, weil die Familie Schmied noch da ist.
Wie sehr reden die
Eigentümer noch mit?
Rogger: Wir haben einen sehr engen Austausch. Die Eigentümer sind ja noch im Aufsichtsrat. Da gibt es viel Freiraum aber bei großen strategischen Überlegungen sind wir im Dialog mit der Familie.
Was ist Ihr Auftrag?
Rogger: Ganz klar: weiterwachsen.
Wie gehen Sie das an?
Rogger: Heute ist unser Kerngeschäft in Amerika und Europa, da machen wir 80 Prozent des Umsatzes. Es geht jetzt darum, die Märkte in Südamerika, im Mittleren Osten und in Asien zu verstärken.
In
Amerika sind Sie gut positioniert. Wie erklären Sie den Erfolg dort?
Rogger: Das Produkt trifft den Nerv des Publikums, die Betreuung unserer Kunden ist optimal. Wir haben dort eine Vertriebsmannschaft, die ihresgleichen sucht. Das sind keine Agenten auf Kommission sondern unsere eigenen Mitarbeiter.
Zum Standort
Österreich: Der wird gerade viel diskutiert. Sie produzieren in
Österreich und in
Tschechien – Ihre Standortpolitik?
Thomas
Windischbauer: Wir sind eine der wenigen, die noch in Europa produzieren. Es gibt von uns ein klares Bekenntnis zum Standort Österreich. Wir bleiben definitiv hier – sowohl das Headquarter als auch die Produktion.
Wieso können Sie den Standort so klar verteidigen, wenn andere Firmen
Österreich infrage stellen?
Windischbauer: Weil das Thema Qualität extrem wichtig für uns ist. Das Bekenntnis zu Qualität und Innovation gehört zu unseren unternehmerischen Werten.
Wie unterscheidet sich
Tschechien von
Österreich was Qualität und Know-how angeht?
Windischbauer: Qualität haben wir dort die gleiche, das ist der Grund warum wir nur unweit hinter die Grenze gegangen sind und nicht irgend woanders hin. Wir sehen Tschechien nicht als eigenen Standort sondern als gemeinsames Werk, wir haben intensiven Austausch, auch von den Mitarbeitern her.
In einer globalisierten Welt könnten Sie doch überall produzieren.
Windischbauer: Das sehen wir nicht so.
Rogger: Wenn man von der Grundlagenforschung bis zum Vertrieb alles unter einem Dach hat, können die Leute miteinander reden, dann kommt das Produkt aus einem Guss. Hier werden gemeinsam Lösungen gefunden.
Windischbauer: Made in Austria ist für uns ein Imageplus. Austria hat einen Wert.
Machen Ihnen Billigkopien Schwierigkeiten?
Rogger: Damit haben wir keine Probleme, weil unsere Produkte technisch sehr anspruchsvoll sind. Das Know-how ist bei uns, die Konstruktionspläne streng unter Verschluss.
Sie haben 800 Mitarbeiter in
Österreich, total 1500. Wie soll sich das weiterentwickeln?
Windischbauer: Wir planen definitiv keine Abbaumaßnahmen, wir sind angetreten, um zu wachsen.
Rogger: Wir suchen in allen Bereichen und bilden auch selbst aus. Wir wollen Mitarbeiter, die das leben können, was und wer wir sind. Das Produkt ist unser Held, um es herzustellen, brauchen wir viele Hände, die das können.
Wie treiben Sie Innovationen voran?
Windischbauer: Wir haben eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung, da sind unsere Ingenieure und Tüftler gefragt, weil wir hier an die Grenze des machbaren gehen. Der Bereich des Designs läuft völlig anders.
Rogger: Wir haben unser Designteam, das aus verschiedenen Richtungen kommt – Mode, Industriedesign, Goldschmied. Da kommen Ideen auf den Tisch, die vollkommen out-of-the-box sind.
Fast jedes Modelabel macht Brillen oder Sonnenbrillen. Wie schwierig ist es, sich gegen die große internationale Konkurrenz durchzusetzen.
Rogger: Der Markt ist kompetitiv, deshalb ist für uns die Differenzierung extrem wichtig. Wir haben eine klare Positionierung, sind eine der wenigen Marken, die wirklich aus dem Thema Brille kommen. Wir sehen Brillen als Accessoire, das den Zeitgeist trifft und Stil ausdrückt, gleichzeitig komfortabel sein muss. Im Premiumsegment bei Brillen sind wir der Marktführer. In Deutschland kommt jede vierte Brille in unserem Kernsegment von uns.
Wie viel macht der optische Brillenmarkt bei Silhouette aus?
Rogger: 90 Prozent.
Was ist Ihr wichtigster Rohstoff?
Windischbauer: Ich würde den Begriff Ressource bevorzugen. Das ist bei uns ganz klar der Mitarbeiter.
Wie kriegen Sie die bekannten Testimonials, wie teuer sind die?
Rogger: Jeder Silhouette-Träger ist unser Botschafter. Es ist nicht so schwierig, die Hollywood-Stars zu kriegen, das ist auch honorarmäßig im Rahmen. Kate Blanchett und Patrick Dempsey sind Brillenträger – und damit offen für Anfragen.
Silhouette kommt in TV-Serien vor, die Brille wird von Promis getragen: Glück oder eine Frage des Geldes? Rogger: Großes Glück. Das kann man nicht bezahlen. Die Queen macht das freiwillig. Die NASA auch.
Die Trends am Brillenmarkt?
Rogger: Individualisierung – man stellt sich seine eigene Brille zusammen.
Silhouette: Seit 50 Jahren, weltweit und im Weltall
Von Linz in die Welt. 1964 gründen Anneliese und Arnold Schmied Silhouette. Bereits zwei Jahre später sind sie damit international erfolgreich: die Brillen werden nach Belgien, Dänemark, Deutschland, Norwegen, in die Schweiz, nach Frankreich, Kanada, Großbritannien, Schweden, Spanien und die Niederlande exportiert.
1978 steigen Arnold jun. und Klaus Schmied, zwei der vier Kinder der Unternehmensgründer, in das Unternehmen ein. Silhouette ist auf den internationalen Laufstegen präsent, in den 90ern erklärt Barbie „For me it must be a Silhouette“ und trägt die kleinste Brille der Welt.
1999 ein weiterer Meilenstein: Die leichteste, randlose Brille kommt auf den Markt, die 1,8 Gramm schwere Silhouette Titan Minimal Art, ohne Scharnier, ohne Schrauben. 2000 wird sie zur Standardbrille der NASA-Astronauten.
Heute hat Silhouette neben der Zentrale in Linz, den Produktionsbetrieben in Linz und Tschechien, 13 Tochtergesellschaften weltweit und stellt Brillen für adidas her.
Seit einem halben Jahr ist das Unternehmen erstmals in der Hand externer Vorstände: CEO ist der Schweizer Daniel Rogger, der zuvor Internationaler Direktor bei A.Lange&Söhne in Glashütte war. CFO und COO ist Thomas Windischbauer, er ist schon seit 2011 im Konzern tätig.
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