Uher: "Größte Gefahr für Aufschwung ist Politik"

Ein lächelnder Mann mit Brille, Anzug und rot-gestreifter Krawatte hebt den Zeigefinger.
Österreichs Politik habe "Handlungsfähigkeit verloren, weil es zu viele gleichgewichtige Machtzentren gibt".

Krimkrise, Reformstau in Österreich, immer mehr Vorschriften: „Die größte Gefahr für den Aufschwung kommt von der Politik“, sagte Thomas Uher, Chef der Erste Bank Österreich, am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Damit Firmen investieren, brauchen sie vor allem Sicherheit. Und die sei nicht nur durch Moskau bedroht. Österreichs Politik habe „die Handlungsfähigkeit verloren, weil es zu viele gleichgewichtige Machtzentren gibt“, sagt Uher: Das Patt zwischen Bund und Ländern, Gewerkschaften und Wirtschaftskammer oder Lehrern und Ministerium verhindere, dass bei den wichtigsten Projekten – ob Hypo, Pensionen, Bildung oder Förderalismusreform - etwas weitergeht.

Dennoch hofft Uher, dass 2014 ein „Wendejahr“ wird und die Kreditnachfrage steigt. Erste und Sparkassen wollen vor allem bei Unternehmensgründern und Start-ups punkten, sie bieten vermehrt Beratungen an und haben für heuer eine „Innovations-Milliarde“ reserviert. Zugleich steht die Erste Bank Österreich aber auf der Kostenbremse: Die Zahl der klassischen Erste-Filialen in Österreich ist 2013 von 134 auf 115 gesunken. Dafür gibt es nun 190 Service-Automaten bei OMV-Tankstellen. Für Wien könnte sich Uher zudem 10 bis 15 „Flagshipstores“ – das sind große Filialen, die sämtliche Bank- und Beratungsleistungen anbieten – vorstellen. Der Mitarbeiterstand ist seit Ende 2011 von 2451 auf 2239 (Ende 2013) gesunken.

Besserverdiener

Momentan laufen die Gehaltsverhandlungen für Bankangestellte. Die Gewerkschaft hat dabei bereits recht früh harsche Töne angschlagen und vor Streiks gewarnt. Uher hofft, dass in den nächsten zwei, drei Verhandlungsrunden eine Einigung auf eine „maßvolle Erhöhung“ gelingt. Die althergebrachte (Benya-)Formel, dass Inflation und Produktivitätszuwachs abgegolten sein sollen, würde dieses Mal sogar Gehaltskürzungen ergeben. Die Bank-Mitarbeiter müssten sich bewusst sein, dass sie deutlich besser als der Durchschnitts-Österreicher verdienen. Diese höheren Einkommen stammten aus einer Zeit, als die Banken noch viel höhere Gewinne erzielt hätten, betont Uher.

Laut Angaben der Bank bezieht der „typische“ Erste-Österreich-Mitarbeiter ein Brutto-Jahreseinkommen von 57.050 Euro (Median, Basis Vollzeitbeschäftigung). Zum Vergleich: Für den typischen unselbständig Erwerbstätigen in Österreich betrug das Brutto-Jahreseinkommen 2012 laut Statistik Austria 25.960 Euro (Median).

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