Nudel-Verbot: "Letztes Maggi-Abendmahl" in Indien

Maggi, von Bollywood-Filmstars beworben, ist seit Jahrzehnten Marktführer im weitbevölkerungsreichsten Land der Erde.
Nachdem erhöhte Bleiwerte festgestellt wurden, nimmt Nestlé Maggi-Fertignudeln aus dem Verkauf.

Für viele Inder gibt es bei Fertignudeln nur eine einzige Marke, nämlich Maggi von Nestlé. Doch diese Beziehung wurde nun schwer erschüttert. Die Behörden fanden bei mehreren Tests ein Vielfaches der erlaubten Mengen an Blei in den Produkten des Schweizer Lebensmittelriesen. Die TV-Sender des Subkontinents kennen seit Tagen kaum ein anders Thema. Es wurde so schlimm, dass der Nestlé-Konzernchef höchstpersönlich nach Indien eilte und versicherte: Die Nudeln sind sicher. „Wir sind seit mehr als 100 Jahren hier, wir sind ein Teil Indiens“, sagte Paul Bulcke.

Doch mehrere Bundesstaaten verboten den Verkauf der Packungen, die für zwölf Rupien (17 Cent) pro Portion zu haben sind. Schließlich zog Nestlé die Produkte selbst aus den Regalen zurück, „vorsorglich“ nur, wie Bulcke bei der Pressekonferenz gleich dreimal betonte. Indien ist geschockt.

Eine Flut an Liebeserklärungen zu dem Fertiggericht überrollte in den vergangenen Tagen auch die sozialen Medien. Studenten verabredeten sich zum „Letzten Maggi-Abendmahl“ oder, wie der Comedian Aadar Malik, nahmen es mit Humor: „Wenn Maggi-Nudeln wirklich Blei enthielten, hätte ich so viel in mir, dass Superman nicht durch mich hindurchschauen könnte“, erklärte Malik auf Twitter.

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern verkauft seit drei Jahrzehnten Maggi-Produkte auf dem Subkontinent und hat bei Instantnudeln einen Marktanteil von 80 Prozent. Da immer mehr Inder zum Studieren oder Arbeiten ihr Zuhause verlassen, wurden die als gesunder und schneller Snack für zwischendurch beworbenen Produkte immer beliebter. In einer Verbraucherumfrage im vergangenen Jahr zählte Maggi zu den fünf vertrauenswürdigsten Marken in Indien.

Zahnlose Behörde

Die Wut richtet sich nun gegen die Lebensmittelaufsicht. Die oberste nationale Behörde - mit indischer Liebe für Abkürzungsmonster FSSAI getauft - vergibt die Lizenznummern und lässt die Unternehmen ihr Logo auf die Packungen drucken. Das bedeute aber nicht, dass die Nahrung auch getestet sei, erklärt Amit Khurana vom Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu Delhi. Im Gegenteil sei es jetzt das erste Mal, dass die indischen Behörden industriell verarbeitete Lebensmittel auf Schwermetalle testeten.

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