Machtkampf bei Media-Saturn spitzt sich zu

Das Logo von Media-Saturn vor einem grauen Himmel.
Miteigner Erich Kellerhals wirft Metro schweres Versagen vor, von Führung "könne keine Rede sein".

Der Machtkampf um Europas größte Elektronikhandelskette Media-Saturn eskaliert. Minderheitseigner Erich Kellerhals und der Handelsriese Metro liefern sich einen offenen Schlagabtausch. Kellerhals kritisierte am Dienstag in ungewöhnlich scharfer Form Mehrheitseigner Metro und dessen Chef Olaf Koch.

Ein Mann im Anzug spricht vor dem gelben Metro-Logo.
Metro-Boss Olaf Koch trimmt Konzern wieder auf Gewinnkurs.
"Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird", teilte er mit. "Ich sage bewusst verwaltet, weil von unternehmerischer Führung derzeit keine Rede sein kann." Bei Media-Saturn herrsche "Stillstand - und dies leider nicht nur bei Personalentscheidungen", fügte er hinzu. "Wir halten die diversen Eskapaden von Herrn Kellerhals für ungewöhnlich und schädlich für Media-Saturn", ließ ein Metro-Sprecher Kellerhals umgehend wissen.

Umsatzrückgänge erwartet

Der nun in neuer Schärfe geführte Streit kommt für die Metro zur Unzeit: Branchenkenner rechnen wegen des heftigen Wettbewerbs mit Umsatzrückgängen bei Media-Saturn im ersten Quartal - und möglicherweise auch im Gesamtkonzern. Die Zahlen will Metro in der kommenden Woche vorlegen. Eigentlich für Mai geplante Treffen zwischen Koch und Kellerhals zur künftigen Strategie der Kette stehen Branchenkreisen zufolge nun auf der Kippe. In Ingolstadt kamen am Dienstag Insidern zufolge inmitten des Schlagabtauschs die Media-Saturn-Beschäftigten zu einer Mitarbeiterversammlung zusammen. Zudem soll am Mittwoch der Metro-Aufsichtsrat tagen.

Ein Schild und mehrere Flaggen mit dem Logo von Metro Cash & Carry vor blauem Himmel.
Metro expandiert weiter nach China
Media-Saturn sei "groß und erfolgreich geworden, weil die Geschäftsführung immer den Mut hatte, neue Geschäftsideen auszuprobieren", fügte Milliardär Kellerhals hinzu. Doch dazu gebe es keine Bereitschaft mehr - das liege am Mehrheitseigner Metro. Der börsennotierte Konzern optimiere "zu bestimmten Stichtagen (...) bestimmte Kennzahlen" - "und das zum Schaden des operativen Geschäfts". Angesichts des immer härteren Wettbewerbs in der Branche bedürfe es eines "intensiven Austauschs über die Strategie". Dem verweigere sich Metro aber. "Die Behauptungen und Beschuldigungen von Herrn Kellerhals (..) sind erstaunlich und befremdlich", sagte dagegen ein Metro- Sprecher. Die Vorwürfe seien "weder zielführend, noch entsprechen sie den Tatsachen." "Wir bedauern sehr, dass wir durch die wiederholten, unsachlichen öffentlichen Äußerungen von Herrn Kellerhals zu dieser Stellungnahme gezwungen sind".

Jahrelanger Machtkampf

Kellerhals und der Metro-Vorstand ringen seit Jahren um die Macht bei Europas größter Elektrohandelskette. Umstritten war zwischen beiden Seiten unter anderem die Expansionsstrategie der Kette und die Aufstellung des Online-Geschäfts. Der Zwist beschäftigt auch die Gerichte. Denn Media-Saturn-Mitbegründer Kellerhals hat trotz seiner Beteiligung von nur noch rund 22 Prozent umfassende Veto-Rechte. Mehrheitseigner Metro möchte diese aushebeln und hat dazu einen Beirat eingerichtet, der wichtige Weichenstellungen mit Mehrheitsentscheidungen vornehmen soll.

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