Eine halbe Million Österreicher kaufen bei Zalando

Österreicher gaben im Vorjahr 42 Mio. Euro beim Online-Händler aus. Jedes zweite Paket wird zurückgeschickt.

Der Online-Modehändler Zalando hat 2012 in Österreich (bereinigt um Retouren) geschätzt rund 42 Mio. Euro umgesetzt. Damit ist das Berliner Unternehmen auf Platz 6 der Top-Onlinehändler in Österreich, Nummer 1 ist Amazon. Zu diesem Ergebnis kommen das EHI Retail Institut und das Statistikportal Statista.

Zalando selbst kommentiert Umsätze in einzelnen Ländern nicht. 2012 setzte das Unternehmen insgesamt 1,15 Mrd. Euro um, etwa die Hälfte davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH). In diesen Ländern sei im vergangenen Jahr die Gewinnschwelle erreicht worden.

Noch tief im roten Bereich

"Wir sehen in allen Märkten eine positive Entwicklung und einen klaren Trend zur Profitabilität", sagte Zalando-Gründer Robert Gentz zur APA. Insgesamt gesehen steckt Zalando aber noch tief in den roten Zahlen: Der Verlust vor Steuern und Zinsen betrug im Vorjahr rund 90 Mio. Euro.

Durchgestartet ist Zalando in Österreich 2011. Davor konnten heimische Kunden nur über die deutsche Website bestellen. Mittlerweile haben über eine halbe Million Österreicher ein Kundenkonto bei Zalando. Nach Unternehmensangaben kennen 92 Prozent hierzulande Zalando.

Seit dem Launch der Österreich-Seite verschickte der Internethändler rund 1,8 Millionen Pakete in die heimischen Haushalte, rund die Hälfte davon wurde wieder zurückgeschickt. Die Retourenquote bei Zalando gilt als eine der Höchsten in der Branche. Gentz dementiert: "Unsere Retourenquote liegt insgesamt bei rund 50 Prozent, das entspricht dem Branchenschnitt. Die Quote variiert noch einmal je nach Waren- und Kundengruppe und auch zwischen den verschiedenen Ländern." Beim Versandhändler Otto beträgt die Rücklaufquote nach deren Angaben 35 Prozent.

Wiener und Tiroler kaufen anders

Die Bestellungen variieren je nach Land. In Österreich seien Abendroben, Sport- und Outdoorbekleidung und Trachtenmode besonders gefragt, erzählt Zalando-Österreich-Chef Dominik Rief. Wiener shoppten am liebsten Schuhe, in Tirol und Vorarlberg würden dagegen am häufigsten Sportartikel bestellt. Die Tiroler kauften in Österreich die meisten Home-Artikel. Geliefert wird aus Deutschland. In Österreich hat Zalando kein eigenes Warenlager und deshalb auch keine Mitarbeiter.

In Deutschland beschäftigt die Firma rund 1000 Mitarbeiter in den Berliner Büros, fast 2000 am Logistikstandort Erfurt und 800 am Standort in Brieselang. Seit August läuft ein Testbetrieb im neuen Logistikzentrum in Mönchengladbach. Auf längere Sicht sollen dort bis zu 2000 Menschen tätig sein.

Aufregung um Reportage über schlechte Arbeitsbedingungen

Das Warenlager in Großbeeren wird vom niederländischen Dienstleister Docdata betrieben. 2012 stand Zalando deswegen wochenlang in der Kritik. Das ZDF brachte eine Reportage über die schlechten Arbeitsbedingungen in dem Lager.

"Zusammen mit dem Unternehmen haben wir vor Ort sofort Maßnahmen ergriffen und zusätzlich Sozialstandards mit allen Partnern vereinbart, die unangekündigt von unabhängigen Instituten geprüft werden. An unseren eigenen Standorten waren und sind die Arbeitsbedingungen gut", räumt Gentz ein. Zalando habe es sich zum Ziel gesetzt, über das Jahr nicht mehr als 10 Prozent Zeitarbeitskräfte einzusetzen. Einen Betriebsrat gibt es derzeit nicht. Man sei überzeugt, "Themen im Unternehmen persönlich anzusprechen und gemeinsam mit den Mitarbeitern lösen zu können".

Am Anfang war der Schuh

Zalando wurde 2008 von Robert Gentz und David Schneider mit einem Startkapital von weniger als 100.000 Euro gegründet. Zu Beginn wurden nur Schuhe verschickt, mittlerweile macht das Unternehmen rund die Hälfte des Umsatzes mit Bekleidung. Unter den in Summe 1500 angebotenen Marken befinden sich auch 12 Eigenmarken. Zalando beliefert über 15 Millionen Kunden in 14 Ländern. Weitere Länder seien heuer nicht mehr geplant, so Gentz.

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