Ein moderner Bausparbrief für die Ausbildung der Jungen

Ein lächelnder Mann mit Brille und Anzug hebt die Hand.
Peter Hartz, früher VW-Vorstand, will jugendlichen Arbeitslosen in ganz Europa eine Chance geben.

Peter Hartz strahlt mit seinen 73 Jahren noch immer unbändige Kraft und Energie aus. Als VW-Vorstand hatte er 1993 durch die Einführung der 4-Tage-Woche zusätzlich 5000 Arbeitsplätze geschaffen, mit vier Gesetzen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter der Regierung Schröder wurde sein Name zunächst berühmt (Hartz IV) und später auch berüchtigt, weil er einem Betriebsrat "Begünstigungen" zukommen ließ. Dafür wurde er zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt.

Aber jetzt will sich Hartz des schlimmsten Problems der EU, der enormen Arbeitslosigkeit bei jungen Leuten, annehmen, in ganz Europa. Die Industriellenvereinigung hatte Hartz eingeladen. Er wolle "gegen die Gleichgültigkeit der Arbeitsplatzbesitzer auftreten", so Hartz in Wien.

Hartz-Reformen

Sein Ausgangspunkt sind die deutschen Reformen ab dem Jahr 2002, die dem SPD-Kanzler Schröder zwar nicht die Wiederwahl im Jahr 2005, aber hohen Respekt für seinen Mut und nachhaltigen Erfolg einbrachten. So ging die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich zurück. Das wurde laut Hartz nur möglich, weil die Zeitarbeit reformiert, Mini-Jobs möglich und viele Ich-AGs gegründet wurden. Von den 400.000 Einpersonenunternehmen haben immerhin 60% überlebt. Freilich wurde auch die Zumutbarkeit, welchen Job ein Arbeitsloser annehmen muss, verschärft.

Seinen Optimismus, dass das Problem der Jugendarbeitslosigkeit lösbar sei, begründet Peter Hartz vor allem mit zwei Neuerungen: Die Verhaltensforschung sei so weit, dass sie herausfinden könne, welche Fähigkeiten ein junger Mensch habe. Und Big Data mache es einfacher, Arbeitsplätze und Bewerber auf dem Kontinent zu vernetzen. Aber: Wer wird die hohen Kosten für die Ausbildung der Jugendlichen bezahlen? Die 6 Milliarden Euro, die die EU-Regierungschefs dafür im Oktober beschlossen haben, nützt Hartz für einen Seitenhieb auf die hohe Politik. "Da merkt man, wie wenig in die Tiefe diese Herrschaften denken."

Ausbildung als Anlage

Bei rund 5 Millionen jungen Arbeitslosen und Ausbildungskosten von rund 40.000 Euro pro Person werden mindestens 200 Milliarden notwendig sein. Was nach einer enormen Summe klingt, ist für Hartz gar nicht so viel. Denn immerhin würden private Investitionsfonds in Europa 3000 Milliarden Euro investieren. Der Saarländer, der im zweiten Bildungsweg Betriebswirtschaft studiert hat, will privates Geld mobilisieren.

Seine Idee: Er will ein "Ausbildungswertpapier", in das eben Private investieren, die Oma für das Enkerl, aber auch Fonds und Banken. "Ein moderner Bausparbrief". Peter Hartz als Hoffnungsträger für das gebeutelte Image der Banken: "Da hätten die eine neue, sinnvolle Aufgabe."

Der Sozialdemokrat Peter Hartz betont, dass "subventionierte Arbeitsplätze nichts taugen." Aber gerade im Bereich der Dienstleistungen sei der Bedarf enorm. Und man könne jungen Leuten zumuten, einige Jahre in ein anderes Land zu gehen.

Eines fehlt Hartz noch: Ein Termin bei Kommissionschef Juncker. Der müsste ohnehin froh sein über neue Ideen. Und jede Ablenkung vom Luxemburger Steuerthema kann ihm nur recht sein.

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