Ein Jahr dayli-Pleite: Millionengrab für Steuerzahler

Ein Mann geht an einem „dayli mein shop“-Laden vorbei.
Gläubiger können auf höhere Quote hoffen. Von Finanzamt und GKK floss noch Geld in Masse.

Vor einem Jahr wurde mit der Insolvenz der Drogeriekette dayli die zweitgrößte Pleite des Jahres nach der Alpine eröffnet. Betroffen waren fast 3.300 Beschäftigte, rund 950 Vermieter und 1.340 weitere Gläubiger. Dem Masseverwalter liegen bis dato Insolvenzforderungen von 192 Mio. Euro vor, wobei davon derzeit nur 75 Mio. Euro als quotenberechtigt anerkannt sind.

"Aus dem Umfeld von Dr. Haberleitner ( Rudolf, Ex-Chef, Anm.) liegen Forderungen in Millionenhöhe vor, die unschlüssig oder nicht berechtigt sind", so Masseverwalter Rudolf Mitterlehner. Deshalb die große Differenz zwischen angemeldeten und anerkannten Forderungen.

Quote höher als angenommen

Auf welche Quote die Gläubiger hoffen können, könne er noch nicht seriös einschätzen, so Mitterlehner. Sie dürfte aber höher sein als ursprünglich angenommen: Aufgrund des Anfechtungsrechts flossen Millionenbeträge in die Masse. Das Geld kam von der Finanzverwaltung und einzelnen Gebietskrankenkassen. Damit beträgt der aktuelle Guthabenstand mehr als 14 Mio. Euro. Einige Gebietskrankenkassen müssen laut Mitterlehner geklagt werden. Er hofft aber, sich auch mit ihnen einigen zu können. Mit dem Geld in der Kassa sollen nun alle Vermieter in den nächsten Wochen bezahlt werden.

Das Insolvenzrecht sorgt dafür, dass alle Gläubiger gleichberechtigt sind. Dem Finanzamt und einigen Kassen wurden deren Forderungen bezahlt, was aber eine Benachteiligung anderer Gläubiger bedeutet hätte. Deshalb floss ein Teil der Gelder zurück in die Masse und wird nun unter allen Gläubigern aufgeteilt.

" Millionengrab für Gläubiger und Steuerzahler"

Für den KSV-Insolvenzexperten Otto Zotter ist die dayli-Pleite ein " Millionengrab für Gläubiger und Steuerzahler". Die Quote komme nicht durch die Substanz zustande, denn es gab praktisch nichts zu verwerten, sondern durch Rückzahlungen der Finanz und der Gebietskrankenkassen. Immerhin dürfte sich die Konkursquote dadurch seiner Einschätzung nach auf einen "zweistelligen Prozentsatz" erhöhen. "Mehr als 10 Prozent werden es schon werden", sagte Zotter. Noch vor einigen Monaten gingen Gläubigerschutzverbände davon aus, dass praktisch keine Quote zustande kommt.

Geld hereinspülen soll außerdem eine Liegenschaft in Italien, um die sich zuletzt Masseverwalter Mitterlehner und der deutsche Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz stritten. Inzwischen sei aber ein Vergleich erzielt worden, der vorsieht, dass das Objekt von Mitterlehner verkauft wird und sich die Masseverwalter den Erlös teilen. Früheren Angaben zufolge ist die Liegenschaft zwischen 4 und 6 Mio. Euro wert.

2013 war Insolvenz-Rekordjahr

Gemessen an der Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ging das Jahr 2013 als Rekordjahr in die Insolvenzstatistik ein. In Summe waren es 31.800, die meisten davon entstanden durch die Pleiten von Alpine und dayli. Laut Arbeitsmarkservice (AMS) waren per Stichtag 30. Juni österreichweit 308 ehemalige dayli-Beschäftigte arbeitslos, 544 waren in einer Stiftung oder besuchten eine Schulung.

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