Ein heikler Milliarden-Coup: Facebook an der Börse

Gefällt mir." Den mittlerweile kultigen Like-Button dürfte auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg derzeit jedes Mal drücken, wenn er Meldungen über den Börsegang seiner Internet-Plattform auf eben dieser liest. Denn der Hype über den Schritt sprengt alle Erwartungen, die Nachfrage nach Facebook-Aktien ist grenzenlos.
Wie am Mittwoch, bekannt wurde, werden nun noch mehr Aktien als geplant ausgegeben. Das könnte bis zu 18,4 Milliarden Dollar (14,4 Mrd. Euro) einbringen. Dem Börsegang am Freitag dürfte Zuckerberg nicht beiwohnen. Während andere Firmen-Chefs traditionell die Eröffnungsglocke an der New Yorker Börse läuten, will er Berichten zufolge lieber mit seinen Mitarbeitern im kalifornischen Hauptquartier feiern.
Der Größte

Der Börsegang wird nicht nur der bisher größte eines Internet-Konzerns (Spitzenreiter ist bis dato Google mit 1,7 Mrd. Dollar im Jahr 2004), sondern überhaupt der weltweit Sechstgrößte. Zu erklären ist dies vor allem mit der hohen Zahl an Nutzern (weltweit 900 Millionen), die auch Facebook-Aktionäre werden wollen.
Viele Privatanleger außerhalb der USA werden aber wegen der immensen Nachfrage zunächst leer ausgehen. Bernhard Ruttenstorfer, Manager des ESPA Stock Techno der Erste Sparinvest, rät ohnehin dazu, die Entwicklung der ersten Tage abzuwarten. Es sei durchaus möglich, dass die Preisspanne zu hoch angesetzt worden sei. Dies hat sich auch beim US-Schnäppchenportal Groupon gezeigt. Beim Börsegang im November des Vorjahres wurde eine Aktie um 20 Dollar ausgegeben, jetzt notiert sie bei rund 12 Dollar.
Ruttenstorfer ortet bei Facebook Probleme bei den Werbeeinnahmen. "Da läuft es nicht so rund." So will etwa General Motors keine Werbung mehr schalten. Die Begründung: Die Anzeigen würden die Kunden kaum erreichen. Zum ersten
Mal seit zwei Jahren schrumpfte der Umsatz im Auftaktquartal 2012 zum Vorquartal um sechs Prozent. Und das, obwohl Facebook die Zahl seiner Nutzer im gleichen Zeitraum kräftig gesteigert hat. Der Konzern begründete den Rückgang mit "saisonalen Trends". Auch der Gewinn ging um zehn Prozent zurück. "Das war sehr überraschend", sagt Ruttenstorfer.
Innovationen

Er sieht auch ein natürliches Ende bei der Kundenzahl gegeben. "900 Millionen sind schon sehr viel und die Stimmung kann auch zugunsten anderer Anbieter wie Google+ kippen."
Daher muss sich Facebook für die Zukunft rüsten. Rund die Hälfte der frischen Milliarden fließt in den Konzern. Zuckerberg hat bereits 25 andere Firmen um insgesamt mehr als 1,2 Mrd. Dollar aufgekauft – in erster Linie, um an deren Technologien und talentierte Programmierer heranzukommen. Weitere Übernahmen werden mit Sicherheit folgen. Ein Blick in die IT-Geschichte zeigt zudem, dass die ganz großen Innovationen erst kommen könnten.
Apple entwickelte nach seinem Börsengang 1980 etwa den Mac-Computer, den zu seiner Zeit erfolgreichsten Heim-Computer. Google hat nach seinem Börsendebüt YouTube gekauft und die Entwicklung des Handy-Betriebssystems Android begonnen. In eine ähnliche Richtung könnte auch Facebook gehen: Seit Jahren gibt es Gerüchte zu einem Smartphone mit Facebook-Software. Außerdem wird das Online-Netzwerk seine Server-Infrastruktur ausbauen, um die gewaltigen Datenmengen, die es täglich verarbeitet, besser bewältigen zu können.
Börsegang: Mehr als 100 Mrd. Dollar wert Die Aktien von Facebook werden in einer Spanne von je 34 bis 38 Dollar angeboten. Zuvor waren 28 bis 35 Dollar vorgesehen. An die Anleger gebracht werden sollen 421 Millionen Aktien, 84 Millionen mehr als bisher angestrebt. Damit ergeben sich Einnahmen von bis zu 18,4 Mrd. Dollar. Davon geht die Hälfte an die bisherigen Eigentümer, der Rest bleibt dem Konzern. Dieser hat dann einen Wert von bis zu 104 Mrd. Dollar.
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