Dreamliner: Explosive Akkus an Bord

A United Airlines' Boeing Co's 787 Dreamliner plane approaches to land at New Tokyo international airport in Narita, east of Tokyo, on its flight from Los Angeles, January 17, 2013. Airlines scrambled on Thursday to rearrange flights as Europe, Japan and India joined the United States in grounding Boeing Co's 787 Dreamliner passenger jets while battery-related problems are investigated. REUTERS/Toru Hanai (JAPAN - Tags: TRANSPORT DISASTER BUSINESS)
Die US-Behörden haben hochentzündliche Batterien genehmigt - in dem Wissen, dass sie in der Luft in Brand geraten könnten.

Die US-Behörden sollen bei der Genehmigung der hochentzündlichen Lithium-Ionen-Batterien für Boeings Dreamliner in Kauf genommen haben, dass die Akkus in der Luft in Brand geraten können. Der Einsatz galt dennoch als sicher, solange die Flammen nicht auf andere Teile übergreifen und es Entlüftungen für Rauch sowie giftige Dämpfe gibt, wie aus Dokumenten hervorgeht.

Eine Überprüfung von Regierungspapieren ergab, dass die US-Luftverkehrsbehörde FAA dem Dreamliner Sonderkonditionen gewährte. Die Sicherheitsexperten gaben grünes Licht für den Einsatz der Problem-Batterien, obwohl sie einräumten, dass Situationen denkbar seien, in denen das System möglicherweise nicht ausreiche. Allerdings sei dies "sehr abwegig".

Große Treibstoffmengen

Das Risiko eines Brandes an Bord eines Flugzeugs gehört angesichts der großen Treibstoffmengen seit jeher zu den Hauptsorgen der Sicherheitsbehörden. Die US-Vorschriften erfordern für jede Maschine mehrere Anti-Brand-Systeme. Angesichts von gleich zwei Problemen mit den hochmodernen Akkus in den Prestigefliegern rückt nun die 2007 erteilte FAA-Genehmigung ins Rampenlicht: Ein US-Senatsausschuss plane in den nächsten Wochen eine Anhörung, um die Aufsichtsführung der Flugsicherheit zu überprüfen, erfuhr Reuters von einem Berater des für Handel, Wissenschaft und Verkehr zuständigen Gremiums.

Ein FAA-Sprecher verteidigte die erteilte Genehmigung: Selbst bei Eintreten des "schlimmsten Falles", gebe es Systeme zur Absicherung. Nach Angaben von Boeing seien die Batterie-Systeme der 787-Maschinen mit vier Schutzschichten ausgestattet, um die Batterie vor einer Überlastung zu schützen. Dies mache ein Feuer sehr unwahrscheinlich. Der Airbus-Rivale zeigte sich aber davon überzeugt, dass die Batterie auch in der Luft kontrolliert abbrennen könne, weil es ein widerstandsfähiges System für die Einschränkung des Feuers sowie die Ableitung von Rauch und Dämpfen gebe.

"Sorgfältige Prüfung"

Auch Boeing rechtfertigte den Einsatz der leistungsstarken und zugleich leichten Akkus. Die Batterien seien nach einer "sorgfältigen Prüfung der möglichen Alternativen" gewählt worden, weil sie am besten Boeings Erwartungen für die 787-Maschinen erfüllten, sagte Firmensprecher Marc Birtel. "Auf der Grundlage von allem was wir bisher wissen, haben wir unsere Einschätzung nicht geändert."

Die FAA hatte in der vergangenen Woche angeordnet, alle Dreamliner in den USA am Boden zu lassen, bis die Ursachen für die Batterie-Probleme geklärt sind. Weltweit schlossen sich Flugsicherheitsbehörden dem Verbot an und verdonnerten die bisher ausgelieferten 50 Prestige-Flieger zum Verbleib am Boden.

Die Pannenserie beim Dreamliner des US-Flugzeugbauers Boeing hat Konkurrent EADS zufolge keine Auswirkung auf die Zulassung des A350. Der Abnahmeprozess der beiden Fluggesellschaften bleibe unabhängig voneinander, betonte EADS-Strategiechef Marwan Lahoud am Mittwoch in einem Interview mit des Senders Radio Classic. Allerdings wolle der europäische Flugzeugbauer aus den Pannen beim Konkurrenten lernen. "Wir werden das Nötige tun, um die gleichen Probleme zu vermeiden", betonte Lahoud. Gleichzeitig widersprach er einem Bericht der französischen Tageszeitung "Les Echos", demzufolge EADS künftig unter dem Namen Airbus auftreten wolle.

Im Airbus-Konkurrenzmodell A350 wird die gleiche Batterietechnik eingesetzt wie im Dreamliner, allerdings verfügt es über eine andere Elektronik. Der Jungfernflug des A350 ist für Mitte des Jahres geplant. Nach einer Pannenserie hatten die Behörden in der vergangenen Woche weltweit ein Startverbot für das Prestige-Flugzeug des Konkurrenten Boeing verhängt. Die gravierendsten Sicherheitsbedenken richten sich auf die modernen Lithium-Ionen-Akkus. Der Brand einer Batterie hatte einen Dreamliner der japanischen Fluggesellschaft All Nippon Airways zu einer Notlandung gezwungen.

Kommentare