Lustige Reise ins Italien der 1950er

Pastellfarbene Häuschen hat Linus Rieper (Bühne) unterhalb des prächtigen Kirchturms von Stockerau hingetupft, dazu lässt Karl Ritter (Musik) stimmig die Mandoline erklingen. Nur die Temperaturen des Premierenabends fügten sich nicht zur reizvollen Anmutung des Örtchens in der Po-Ebene, in dem die Grabenkämpfe zwischen dem streitbaren Priester Don Camillo und seinem Widersacher, dem kommunistischen Bürgermeister Peppone, ausgetragen werden.
Die Erzählungen Giovannino Guareschis haben via Film – mit Fernandel und Gino Cervi – das Italien-Bild der 50er-Jahre in Österreich geprägt. In der flotten Regie von Intendant Zeno Stanek feiern sie bei den Festspielen Stockerau ihr Revival. Die Hauptfiguren haben in Horst Heiss und Christoph F. Krutzler erstklassige Reinkarnationen gefunden.
Auch Jesus spielt mit
Die Inszenierung spart nicht mit effektvoller Komik, setzt geschickt Mittel von Commedia dell’ arte bis Slapstick ein und schafft einprägsame Bilder. Eine zentrale Idee ist es, Jesus nicht bloß als innere Stimme zu Camillo sprechen, sondern ihn leibhaftig ins Geschehen eingreifen zu lassen (Christian Strasser bewältigt das peinlichkeitsfrei).
Die sonst pointierte Dramatisierung von Gerold Theobalt führt eine Erzählerfigur ein, die zu vieles sagt, was ohnehin zu sehen ist – Karl Ferdinand Kratzl bemüht sich, dieses "zu viel" mit Charme zu servieren. Im Ensemble imponieren Erika Mottl als Lehrerin und Claudia Waldherr als Großgrundbesitzerstochter Gina. Ein unterhaltsamer Abend, der auch das politische Anliegen Guareschis nicht aus den Augen verliert.
KURIER-Wertung:
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