Die TUI-Reise zur Fusion

TUI Cruises, Mein Schiff 3, Kreuzfahrt
Der deutsche Reisekonzern will seine britische Tochter ganz schlucken.

Die Fusion von Europas größtem Touristikkonzern TUI mit seiner britischen Reiseveranstaltungstochter TUI Travel ist einen großen Schritt weiter. Die entscheidenden Gremien der Reiseanbieter stimmten dem im Sommer angeschobenen Zusammenschluss zu. „Was lange währt, wird endlich gut“, sagte TUI-Konzernchef Fritz Joussen am Montag in einer Telefonkonferenz.

Er stellte mit dem Zusammengehen erneut weitere Einsparmöglichkeiten in Aussicht und bekräftigte, den Branchenriesen zu einem Touristikweltmarktführer ausbauen zu wollen. Bisher besitzt der hannoversche MDax-Konzern seine britische Reisetochter nur zu gut 54 Prozent. TUI Travel war 2007 aus der Fusion der TUI-Veranstaltersparte mit dem Konkurrenten First Choice entstanden - damals reichte es aber finanziell nicht ganz für einen 100-prozentigen Besitz. Das holt der deutsche Mutterkonzern nun nach und will damit eine Doppelstruktur vom Tisch wischen, denn die komplizierte Verschachtelung zwischen Hannover und London hatte immer wieder Probleme bereitet. „Nun liegt es an den Hauptversammlungen, dem zuzustimmen“, sagte Joussen.

100 Millionen Euro Einsparungen

Die Anteilseigner der beiden Seiten sollen den Deal Ende Oktober absegnen. Joussen berichtete von 100 Mio. Euro Einsparungen, die der Zusammenschluss jedes Jahr unterm Strich freilege. Dabei soll der Wegfall der Doppelverwaltung 45 Mio. Euro bringen und die Fusion 35 Mio. Euro Steuerersparnisse ermöglichen. Weitere 20 Mio. Euro sollen über eine künftig enger abgestimmte Strategie drin sein. „Das ist schon ein ganz anderes Unternehmen, das am Markt ganz andere Chancen haben wird“, sagte Joussen.

Neben der Senkung der jährlichen Kosten um 65 Mio. Euro machte Joussen Hoffnung auf eine deutlich erhöhte Schlagkraft der neuen TUI. 60 zusätzliche Hotels, davon die Hälfte bei den Ketten Riu und Robinson, sollen Geld bringen. Dazu kommen bis zu zwei neue Kreuzfahrtschiffe, für die sich TUI bereits Kaufoptionen gesichert hat. Zusammen mit den bereits in Betrieb genommenen oder bestellten Exemplaren würde die Flotte des jungen Ablegers TUI Cruises damit noch vor Ende des Jahrzehnts auf acht Schiffe wachsen. Zusammen mit der Luxustochter Hapag-Lloyd Kreuzfahrten käme TUI dann auf zwölf Kreuzfahrtschiffe.
Konkret wollte Joussen bei den Zielen für die neuen Angebote nicht werden. In der Vergangenheit habe jedes Hotel aber pro Jahr ein operatives Ergebnis (EBITA) von rund 1,4 Mio. Euro eingebracht, rechnete er vor. Weil nun eine breitere Angebotspalette verkauft wird, soll auch die Auslastung steigen. Jeder Prozentpunkt mehr sorge für zusätzliche 6,1 Mio. Euro beim Ergebnis.

Steuervorteile

Nebenbei locken auch die Steuervorteile: Wäre das Unternehmen schon 2012/2013 fusioniert gewesen, hätte die Steuerquote sieben Prozentpunkte niedriger gelegen - was noch einmal rund 35 Mio. Euro gespart hätte.

Joussen und sein britischer Kollege Peter Long werden den Konzern den Plänen zufolge zunächst gemeinsam führen, bevor Long im Frühjahr 2016 auf den Posten des Aufsichtsratschefs wechselt.

Die ausgehandelte Fusion läuft nicht über Bargeld, sondern über Aktien. Demnach sollen die TUI-Travel-Aktionäre, wie bereits Ende Juni festgelegt, für jede ihrer Aktien 0,399 neue TUI-Anteile erhalten. Dieser Erhöhung müssen die TUI-Altaktionäre erst noch auf der Hauptversammlung zustimmen. Die gesamte Transaktion ist laut TUI 3,0 Mrd. Euro schwer. Gerechnet mit dem Schlusskurs vom 12. September 2014 hätte der neue Konzern eine Marktkapitalisierung von rund 6,5 Mrd. Euro. Die Dividende der TUI-Aktionäre soll im laufenden Geschäftsjahr 2013/14 je Schein von 15 auf 33 Cent steigen. TUI-Travel-Eigner erhalten laut Plan eine Zwischendividende von 20,5 Pence je Papier.

Das künftige Unternehmen wird den Angaben zufolge zu 54 Prozent den Altaktionären der TUI aus Hannover gehören. Sitz der künftigen Gesellschaft ist Deutschland, gehandelt werden soll sie in London.

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