„Die Transparenz ist für uns lebensnotwendig“

Er ist Deutschlands bekanntester Konsumentenschützer. Seit Anfang des Jahres ist der Jurist und Journalist Hubertus Primus , 57, Alleinvorstand der Stiftung Warentest.
KURIER: Die
Stiftung Warentest genießt in Ihrem Land mehr Glaubwürdigkeit als die Kirche. Wie groß ist da die Verantwortung?
Hubertus Primus: Riesig. Wir müssen unsere Tests mehrfach absichern und die Methodik offenlegen. Die Transparenz ist für uns lebensnotwendig. Man muss dabei auch immer bedenken, dass wir ein Unternehmen in den Ruin stürzen können.
Wie gehen Ihre Mitarbeiter mit dieser Bürde um?
Das sind Leute, die haben nicht nur Spaß am Testen, die sind sich auch ihrer Verantwortung bewusst.
Es gab im Jahr 2011 nur ganz wenige Klagen ...
... und alle Verfahren wurden eingestellt. Der
Bundesverband der Deutschen Industrie rät seinen Mitgliedern sogar ab, gegen die Stiftung Warentest zu klagen.
Welche Vorteile bringen die internationalen Tests?
Wir sparen Geld, lernen von anderen Organisationen dazu. Und durch die Vereinheitlichung der Ergebnisse ergibt sich mehr Rechtssicherheit für die Verbraucher.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation?
Ist hervorragend und wird seit vielen Jahren von gegenseitigem Vertrauen getragen. Wir freuen uns schon auf den neuen Skitest aus
Österreich. Die Radtests machen wir ja auch gemeinsam.
Der Verkauf des "test"-Magazins geht langsam zurück, kann das Ihre Online-Plattform kompensieren?
Das gelingt derzeit noch nicht. Der Online-Verkauf macht weniger als zehn Prozent der Einnahmen aus. Wir werden dennoch keine andere Wahl haben, als das Online-Angebot weiter auszubauen. Gleichzeitig denken wir ernsthaft darüber nach, von den Unternehmen Lizenzgebühren zu verlangen, wenn sie mit unseren Testergebnissen werben.
Wie weit reicht heute die Macht der Konsumenten?
Die Konsumenten haben heute eine Stellung wie nie zuvor. Das Thema Verbraucherschutz ist auch in der Politik angekommen. Dazu ist die Lebensmittelsicherheit auf sehr hohem Niveau. Bedauerlich ist nur die überstarke Macht der Banken und der Finanzindustrie. Die Politik hat angekündigt, ihre Macht einzuschränken, doch es ist noch nichts passiert.
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