Die S&P-Entscheidung zu Österreich im Wortlaut

Die S&P-Entscheidung zu Österreich im Wortlaut
"Wir sind der Ansicht, dass ein Reformprozess, der ausschließlich auf Sparpolitik fußt, Gefahr läuft, sich selbst negativ zu beeinflussen."

Standard & Poor`s Ratings Services hat heute die langfristige Bonität der Republik Österreich von ’AAA’ auf `AA+` . Wir haben die Ratings von CreditWatch entfernt, wo sie am 5. Dezember auf Ausblick negativ (negative Auswirkungen) gesetzt wurden. Gleichzeitig haben wir die kurzfristige Bonität Österreichs von `A-1+` bestätigt. Der Ausblick auf das langfristige Rating ist negativ.

Unsere Transfer- und Konvertibilitätsbeurteilung (T&C) ist für Österreich – wie für alle anderen Mitgliedsländer der Eurozone - `AAA`, und spiegelt somit Standard & Poor`s Ansicht wider, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass die Europäische Zentralbank nicht-staatlichen Zugang zu für den Schuldendienst benötigten Devisen beschränkt. Das spiegelt auch den vollen und freien Zugang zu Devisen, den Besitzer/Inhaber von Euros momentan genießen, wider und wir sind der Ansicht, dass das in der unmittelbaren Zukunft auch so bleiben wird.

Die Ergebnisse des EU Gipfels vom 9. Dezember 2011 und die in der Folge getroffenen Aussagen von politischen Entscheidungsträgern bringen uns zu der Annahme, dass die erzielte Vereinbarung nicht zu einem Durchbruch geführt hat, der ausreichen würde, die finanziellen Probleme der Eurozone vollkommen in den Griff zu bekommen.
Wir meinen, dass durch die getroffenen pol. Vereinbarungen nicht genügend zusätzliche Ressourcen oder operative Flexibilität bereitstellt wird um die europäischen Rettungsmaßnahmen entsprechend zu stützen oder entsprechende Unterstützung für jene Eurozone Mitgliedsstaaten die unter erhöhtem Druck der Märkte stehen, zu bieten.

Finanzielle Probleme in Eurozone sind die Folge von steigenden externen Ungleichgewichten und Unterschieden in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen dem Kern der Eurozone und der sog. Peripherie. Wir sind der Ansicht, dass ein Reformprozess, der ausschließlich auf Sparpolitik fußt, Gefahr läuft, sich selbst negativ zu beeinflussen, da die Binnennachfrage in dem Maße zurück geht, in dem die Sorgen und Bedenken der Konsumenten betreffs Arbeitsplatzsicherheit und verfügbare Einkommen wächst und dadurch die nationalen Steuereinnahmen unterhöhlt.

Dem entsprechend haben wir unser pol. Score für Österreich nach unten korrigiert.
Dieser Schritt spiegelt unsere Annahme wider, dass die Effizienz, Stabilität und Vorhersagbarkeit der europäischen politischen Entscheidungen und pol. Institutionen (in die Österreich eng eingebunden ist) nicht so stark waren, wie sie unseren Meinung sein müssten, um auf die Schwere einer sich immer weiter ausbreitenden und sich verschärfenden Finanzkrise in der Eurozone entsprechend reagieren zu können.

Die Ratings für Österreich spiegeln weiterhin unsere Ansicht wider, dass die Regierungsführung des Landes stabil ist und die Wirtschaftspolitik vorhersagbar, was auch weiterhin die Kennzeichen der österreichischen Politik bleiben.
Unserer Meinung nach ist Österreichs Wirtschaft wohlhabend, diversifiziert und höchst wettbewerbsfähig. Wir erwarten, dass die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Konsolidierung weiter zunehmen wird. Dadurch könnten unserer Meinung nach das Haushaltsdefizit und die Verschuldung schneller als im Budgetplan 2011 der Regierung geplant, reduziert werden - vielleicht sogar schon im Budget für 2012. Vorausgesetzt allerdings, dass sich das Eurozone Umfeld nicht verschlechtert und dadurch dieses Ziel negativ beeinflussen und beeinträchtigten könnte. Obwohl Österreich immer noch ein Nettoschuldner im Hinblick auf seine externe Position ist, hat es in den letzten zehn Jahren – unserer Meinung nach – solide Leistungsbilanzüberschüsse ausgewiesen, wodurch sich seine Position als Schuldner schrittweise verbessert hat. Unserer Meinung nach sind die kurzfristigen Verbindlichkeiten des Landes moderat und vor allem auf das Engagement der Bankenindustrie in Ost- und Mitteleuroopa zurückzuführen

Unserer Meinung nach könnten die Bilanzen der österreichischen Banken unter den negativen Entwicklungen in den Haupthandels – und Auslandsdirektinvestitions-Partnern (wie Italien und Ungarn) leiden. Falls das schlagend wird, könnten die Banken zusätzliche Unterstützung der Regierung benötigen. Falls das Wirtschaftswachstum geringer ausfällt als wir erwarten, könnte das die Anstrengungen der Regierung zur Budgetkonsolidierung unterminieren und Strukturreformen unwirksam machen.

Der langfristige Rating-Ausblick für Österreich ist negativ weil wir glauben, dass eine Chance von zumindest 1:3 besteht, dass wir das Rating im Jahr 2012 oder 2013 weiter nach unten setzen können. Wir könnten das Rating herabstufen wenn wir zu der Ansicht gelangen, dass:

Die Schwächung der Bilanzen der österr. Banken, die auf die negativen Entwicklungen bei den wichtigsten Handels – und externen Auslandsdirektinvestitions-Partner zurückzuführen sind, bedeuten würde, dass die österreichische Regierung die Banken rekapitalisieren müsste. Dies könnte dazu führen, dass die die allgemeine Nettostaatsverschuldung über 80% des BIP steigen könnte und die kurzfristigen Verbindlichkeiten weiter steigern könnten und /oder das wirtschaft. Wachstum viel schwächer ausfällt, als wir derzeit erwarten. Das könnte die von der Reg. unternommen Anstrengungen zur Budgetkonsolidierung unterminieren und könnte auch Strukturreformen unwirksam machen. Was zu einem Anstieg der Nettostaatsverschuldung auf über 80% des BIP führen könnte.

Die Ratings könnten sich auf derzeitigem Stand stabilisieren, wenn die Risiken durch den Bankensektor weiter eingedämmt blieben und Österreich durch die Umsetzung vom Strukturreformen in eine ehrgeizigere Konsolidierungsphase eintreten würde, ohne dass dadurch die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten und die Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigt würde. Unserer Meinung nach würden es derartige Konsolidierungsmaßnahmen Österreich wahrscheinlich ermöglichen, seine Konten strukturell auszugleichen und seine allgemeine Staatverschuldung zu reduzieren.

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