Dicke Eier, runde Ecken: Süßigkeiten vor Gericht

Zwei weiße Schokoladenkugeln mit bunten Zuckerstreuseln in einer Plastikverpackung.
Konzerne streiten immer wieder über Markenrechte. Fünf Beispiele.

Wenn Nestle, Lindt und Haribo ihre Anwälte gegeneinander in Stellung bringen, geht es meist nur vordergründig um Süßes. Gestritten wird vielmehr über kompliziertes Markenrecht.

GOLDBÄR: Vor allem zu Ostern sitzt er in den Supermarktregalen: der goldene Schokohase mit der roten Schleife um den Hals. Der Süßwarenhersteller Lindt überlegte sich eine etwas zeitlosere Variante - den "Lindt Teddy". Gleiches Kostüm, nur Bär statt Hase. Die Wortmarke "Goldbär" hatte sich allerdings Konkurrent Haribo schützen lassen.

Ein goldener Schokoladenbär steht inmitten einer Gruppe von Gummibärchen.
ABD0004_20150625 - ZUERICH - SCHWEIZ: ARCHIV - ZUM STREIT UM DEN GOLDBAEREN ZWISCHEN HARIBO UND LINDT VOR DEM DEUTSCHEN BUNDESGERICHT STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG. - Noch strahlt der Lindt & Spruengli Goldbaer inmitten der Haribo Goldbaeren in Zuerich am Dienstag, 18. Dezember 2012. Nach der Niederlage fuer den Goldhasen von Lindt & Spruengli, der nicht als Marke eingetragen werden konnte, hat das Koelner Landgericht heute Dienstag auf Antrag des Goldbaren-Herstellers Haribo die weitere Verbreitung eines in Goldfolie eingewickelten Schockoladenbaeren von Lindt & Spruengli untersagt. (KEYSTONE/Walter Bieri). - FOTO: APA/KEYSTONE/WALTER BIERI - DATABASE
Das Unternehmen sah sich deshalb in seinen Markenrechten verletzt und klagte. Allerdings erfolglos - der Lindt-Teddy blieb im Süßwarenregal. Eine 3D-Figur könne nur unter strengen Voraussetzungen die Rechte an einer geschützten Bezeichnung verletzen. (Deutscher Bundesgerichtshof, Az. I ZR 105/14)

DICKE EIER: In Düsseldorf lagen 2013 Schokoküsse auf der Richterbank. Wie beim Kitkat-Streit ging es auch hier um die Form: Verhandelt wurde über traditionell zylinderförmige, "maulwurfshügelige und pilzförmige" Schaumküsse bis hin zur strittigen Eiform. Grund war die Klage einer Werbeagentur.

Eine Hand nimmt ein „Super Dickmann's Dicke Eier“-Osterei aus der Verpackung.
ILLUSTRATION - Eine Frau nimmt am 10.04.2013 in Neuss (Nordrhein-Westfalen) ein Schaumkuss-Ei aus der Verpackung von Dickmann's Dicke Eier. Eine Werbeangentur klagt gegen den Schaumkuss-Hersteller Dickmann's. Die Produktdesign-Agentur habe die Idee vom Schaumkuss in Eierform bereits 2008 entwickelt. Foto: Daniel Naupold/dpa (zu dpa-KORR: ««Dicke Eier» verloren? - Werbeagentur verklagt Dickmann's» vom 07.05.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Sie behauptete, der Süßwaren-Riese Storck habe mit seinem Produkt "Dickmann's dicke Eier" ihre Idee geklaut, Schaumküsse in Eiform herzustellen. Die Richter schauten sich die Süßigkeiten genau an und stellten fest: Das Dickmann's-Ei ist etwas gedrungener als das Ei der Werbeagentur. Klage abgewiesen. ( Landgericht Düsseldorf, Az. 14c O 171/12 U)

SCHOKO-QUADRAT: Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat die Form seiner Schokoladentafeln sogar zum Werbespruch gemacht: "Quadratisch. Praktisch. Gut." Konkurrent Milka, der in der Regel aufs traditionelle Rechteck setzt, probierte sich 2010 auch mit quadratischen Tafeln aus.

Nahaufnahme von Milka Alpenmilch Schokoladentafeln in einem Verkaufsautomaten.
Geht gar nicht, sagte Ritter Sport und zog vor Gericht. Das war allerdings anderer Auffassung: Der Gesamteindruck der quadratischen Milka-Tafeln bestimme sich weniger durch die Form als durch die typische lila Farbe und den bekannten Schriftzug mit der lila Kuh. ( Oberlandesgericht Köln, Az. 6 U 159/11)

RUNDE ECKEN: Machen die abgerundeten Ecken und die drei Pfeile auf der Oberseite die Form des Schokoriegels "Bounty" zu einer Marke? Nein, sagten die EU-Richter. Diese Merkmale unterschieden sich "nicht hinreichend von anderen Formen, die allgemein für Schokoladenriegel verwendet werden". Soll heißen: Bounty sieht einfach aus wie ein ganz normaler Schokoriegel. (EU-Gericht, Rechtssache T-28/08)

GEFLECKT: Beim Oberlandesgericht Düsseldorf ging es um gelb-braun gefleckten Kinderpudding in zwei Varianten: Mit "Flecki" ahmte Discounter Aldi den Schoko-Vanille-Pudding "Paula" von Dr. Oetker's nach. Trotz Ähnlichkeiten sahen die Richter darin jedoch keine Kopie. Aldi habe den notwendigen Abstand zum Original gewahrt. (Az. I-20 U 52/12)

Mehrere Becher Dr. Oetker „Paula“ Pudding mit Kuh-Motiv sind zu sehen.
Nordrhein-Westfalen/ Becher mit Pudding der Marke "Paula" von Dr. Oetker stehen am Dienstag (26.06.12) in Muenster fuer eine Fotoillustration auf einem Tisch. Der Bielefelder Lebensmittelkonzern Dr. Oetker hat in einem Eilverfahren vor dem Duesseldorfer Oberlandesgericht ein Verkaufsverbot fuer Aldis Kinderpudding "Flecki" beantragt. Das Familienunternehmen warf Deutschlands groesstem Discounter in der muendlichen Verhandlung am Dienstag vor, seinen erfolgreichen Kinderpudding "Paula" kopiert zu haben. Aldi bestritt die Vorwuerfe und verwies auf deutlich Unterschiede bei Produkt und Praesentation. Dr. Oetker hatte "Paula" bereits vor sieben Jahren auf den Markt gebracht und sich das an ein Kuhfell erinnernde charakteristische braun-weisse Muster des Schoko-Vanille-Puddings designrechtlich schuetzen lassen. (zu dapd-Text) Foto: Mark Keppler/dapd

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