Deutschland erholt sich weiter von Corona-Einbruch

Deutschland erholt sich weiter von Corona-Einbruch
Produktion erhöhte sich im Juni gegenüber dem Vormonat um 8,9 Prozent. Exporte stiegen so stark wie seit 1990 nicht mehr.

Die deutsche Industrie hat sich auch im Juni von dem drastischen Produktionseinbruch in der Coronakrise erholt. Im verarbeitenden Gewerbes sei die Fertigung im Monatsvergleich um 8,9 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in mitteilte. Analysten hatten mit einem etwas schwächeren Zuwachs um 8,2 Prozent gerechnet.

Der Anstieg im Juni war der zweite in Folge. In den Monaten März und April war die Produktion wegen der Einschränkungen im Kampf gegen die Coronapandemie stark gefallen.

Noch unter Vorkrisenniveau

Dass die Krise immer noch schwer wiegt, zeigt der Jahresvergleich. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die Gesamtherstellung im Juni um 11,7 Prozent rückläufig. Das Vorkrisenniveau wird immer noch klar unterschritten: Im Vergleich zu Februar liegt die Gesamtproduktion um 12,1 Prozent niedriger.

In der Automobilindustrie ist die Produktion im Juni laut Bundesamt mit 54,7 Prozent zum Vormonat weiter stark angestiegen. Sie liegt in der deutschen Schlüsselindustrie aber noch um gut 20 Prozent niedriger als im Februar. Im Februar waren die Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie noch nicht in Kraft.

Ausfuhren

Nach dem ersten Coronaschock ziehen die deutschen Exporte nun so stark an wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. Sie stiegen im Juni um 14,9 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten hier nur mit einem Plus von gut 13 Prozent gerechnet. Im Jahresabstand sind die Ausfuhren aber deutlich im Minus.

Wegen der pandemiebedingten Rezession bei vielen wichtigen Handelspartnern blieben die Ausfuhren allerdings noch weiter unter dem Vorjahresniveau. Die Unternehmen lieferten Waren im Wert von 96,1 Milliarden Euro ins Ausland und damit um 9,4 Prozent weniger als im Juni 2019. Auch die Produktion in der Industrie kletterte kräftig. "Das Glas ist definitiv wieder mehr als nur halbvoll", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch.

Einfuhren

Die Importe stiegen zum Vormonat um 7,0 Prozent, blieben aber mit 80 Milliarden Euro um 10 Prozent ebenfalls stark hinter dem Vorjahr zurück.

Die gesamte Wirtschaft steht 2020 vor einer tiefen Rezession. Die EU-Kommission sagt für Deutschland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,3 Prozent voraus und damit den stärksten Einbruch in der Nachkriegszeit.

Schrumpfung

Die Exporte werden nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags wegen der Viruspandemie 2020 um 15 Prozent schrumpfen. Während die Exporte nach China im Juni binnen Jahresfrist um 15,4 Prozent stiegen, sanken die Ausfuhren in die von der Coronapandemie besonders betroffenen USA um fast 21 Prozent. Die Großbritannien-Exporte brachen um knapp 16 Prozent ein.

In der Industrie gab es jedoch erneut positive Signale. Die Betriebe stellten im Juni laut Statistikamt um 11,1 Prozent mehr her als im Vormonat. Die gesamte Produktion - also Industrie, Bau und Energieversorger zusammen - erhöhte sich um 8,9 Prozent und damit etwas stärker als von Experten mit 8,1 Prozent erwartet.

"Wir sind jetzt im Produzierenden Gewerbe noch rund 12 Prozent unter dem Vorkrisenniveau", betonte LBBW-Fachmann Niklasch. "Sollte die Industrie schon in zwei Monaten den ganzen Coronaeinbruch wieder aufgeholt haben? Das zu glauben, fällt angesichts der Stimmungslage nicht leicht."

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