Deutscher Telefonhersteller Gigaset ist pleite

Gigaset Telefon
Der europäische Marktführer bei Schnurlostelefonen hat mit Umsatzrückgängen zu kämpfen und will sich in Eigenregie sanieren.

Gigaset, das bei Schnurlostelefonen auf mit dem Funkstandard DECT in Europa Marktführer ist, kündigte am Dienstag einen Insolvenzantrag an. Grund dafür sei im Wesentlichen ein „unerwarteter und erheblicher Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr und eine deutlich unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung vom Dienstag.

Dazu komme eine allgemeine Kauf- und Konsumzurückhaltung in Deutschland und Europa. Auch Verhandlungen mit Kapitalgebern hätten sich „bis zuletzt nicht ausreichend konkretisiert, um den notwendigen Finanzmittelzufluss abzusichern“, heißt es weiter.  

Gigaset, das 850 Mitarbeiter zählt, will sich in Eigenregie sanieren. Ziel sei eine nachhaltige Restrukturierung. Die Geschäftsaktivitäten sollen fortgeführt werden.

Update: Die österreichische Tochtergesellschaft Gigaset Communications Austria mit Sitz in Wien habe keinen Insolvenzantrag gestellt, präzisierte das Unternehmen am Donnerstag. Die betrieblichen Abläufe in Österreich bleiben uneingeschränkt bestehen, alle Dienstleistungen sollen unverändert fortgesetzt werden.

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Rückgang bei Schnurlostelefonen

Es sei während der letzten Jahre nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit DECT-Schnurlostelefonen zu kompensieren, sagte Magnus Erkort, Vorstandsvorsitzender der Gigaset AG. Die einseitige Geschäftsausrichtung habe zur aktuellen Lage geführt.

Gigaset stellt neben Schnurlostelefonen und Android-Smartphones etwa auch Alarmanlagen, Rauchmelder und Überwachungskameras für das Smart Home her.

In Besitz von Finanzinvestor

Das Unternehmen gehört seit 2014 mehrheitlich dem chinesischen Investor Sutong Pan über seine Investmentfirma Goldin Financial Holdings. An der Börse war Gigasetz zuletzt noch 42 Millionen Euro wert. Die ehemalige Siemens-Tochter war 2008 an einen Finanzinvestor verkauft worden.

Vor zwei Wochen hatte Gigaset seine Prognosen deutlich nach unten korrigiert. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) sollten im laufenden Jahr anders als erwartet deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. 2022 hatte Gigaset 241,3 Millionen Euro umgesetzt und ein Ebitda von 17,9 Millionen Euro erwirtschaftet.

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