Deutsche Telekom wird US-Tochter nicht los

Die Deutsche Telekom dürfte ihre ungeliebte US-Tochter T-Mobile länger behalten müssen als ihr lieb ist. Am Mittwoch zog der amerikanische Mobilfunkriese Sprint – der der japanischen SoftBank gehört – sein Angebot für die Übernahme der Mehrheit zurück. Der Grund: Die US-Kartellbehörden standen der Fusion zwischen dem dritt- und dem viertgrößten Handynetzbetreiber mehr als skeptisch gegenüber.
"Die Neuigkeit ist ein großer Schock für uns", sagte eine Person aus dem Umfeld des Telekom-Managements. "Es ist das schlimmste vorstellbare Szenario." Die Aktien von T-Mobile US stürzten daraufhin im Frühhandel um neun Prozent ab. Das war das zweitgrößte Minus im deutschen DAX-Index. Die Sprint-Aktie gab um 19 Prozent nach.
Die Telekom hat zwar noch ein Angebot, das ist ihr aber zu niedrig: Der französische Telekom-Konzern Iliad des Milliardärs Xavier Niel hatte 15 Milliarden Dollar (11,2 Mrd. Euro) für 56,6 Prozent Anteil an T-Mobile US geboten. Die Telekom hatte allerdings Medienberichten zufolge Iliad die Einsicht in ihre Bücher verweigert. Detail am Rande: Noch am Dienstag überlegte Iliad eine Nachbesserung beim Angebot. Nach dem Rückzug von Sprint dürfte dieses jetzt freilich hinfällig sein.
Bereits vor drei Jahren war ein Verkauf der US-Tochter in letzter Minute am Veto der Kartellbehörden gescheitert - damals war Branchenprimus AT&T der potenzielle Käufer. Die Deutschen halten 67 Prozent an T-Mobile US.
Softbank-Chef Masayoshi Son wollte die Nummern drei und vier am US-Mobilfunkmarkt zusammenlegen, um Kosten zu sparen und einen schlagkräftigen Gegenpol zu den Platzhirschen Verizon und AT&T zu schmieden.
Falls Iliad nicht zum Zug kommt, könnte der US-Satellitenanbieter Dish Interesse an einem Gebot bekommen. Schon um Sprint hatte dessen Chef Charlie Ergen im vergangenen Jahr mitgeboten. Auch ein gemeinsames Gebot von Dish und Iliad ist im Gespräch.
Analysten halten der Telekom zu Gute, bei einem Verkauf der US-Tochter nicht unter Zeitdruck zu stehen. Das US-Geschäft hat durch die Fusion mit dem regionalen Anbieter MetroPCS im vergangenen Frühjahr Fuß gefasst. T-Mobile-Chef John Legere buhlt mit Rabatten erfolgreich um Kundschaft. Die niedrigen Preise halten allerdings die Gewinnspanne niedrig, die weiter deutlich unter derjenigen in Deutschland und Europa liegt.
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