"Deutsche" ein bisserl weniger österreichisch

Deutsche-Bank-Chef John Cryan krempelt offenbar die Führungsetage um: Am Ende wird das größte deutsche Finanzinstitut ein bisserl weniger österreichisch sein: Personalvorstand Stephan Leithner plane nämlich das Geldhaus zu verlassen, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Der gebürtige Tiroler heuere beim schwedischen Finanzinvestor EQT an und werde sich dort ab 2016 als einer von sechs Partnern um das Geschäft in Deutschland und Europa kümmern.

Erst der Anfang

Der Co-Vorstandschef Anshu Jain, der mit den Regulierern im Clinch lag und früher die umstrittene Investmentsparte geleitet hatte, schied bereits zuvor aus seiner Funktion aus und musste dem neuen Bankchef John Cryan Platz machen.
Wackelkandidaten
Spekuliert wird, dass der Chef der Vermögensverwaltung, Michele Faissola, und der Co-Chef des Investmentbankings, Colin Fan, noch von der deutschen Finanzaufsicht BaFin ausgebremst werden könnten. Auch dazu gab es keine Stellungnahme.
Faissola hat zwar die Vermögensverwaltung in den vergangenen drei Jahren erfolgreich umgebaut. Er gilt aber als enger Vertrauter von Jain, weil er wie dieser aus der Investmentbank kommt. Im Bericht der BaFin zum Libor-Zinsskandal wurde Faissola scharf kritisiert: Nach ihrer Einschätzung kann nicht ausgeschlossen werden, dass er von den Zinstricksereien in den Handelssälen wusste. Faissola hat die Vorwürfe scharf zurückgewiesen: Er sei nie für diesen Bereich verantwortlich gewesen.
Russland-Turbulenzen
Colin Fan taucht im Libor-Bericht zwar nicht auf. „Aber er hat im Geldwäsche-Skandal in Russland keine gute Figur abgegeben“, berichtete der Insider. Dort sollen russische Kunden Schwarzgeld im Wert von mindestens 6 Mrd. Dollar (5,3 Mrd. Euro) über die Bank gewaschen haben. Der Skandal ist einer der größten Rückschläge für den von der Bank ausgerufenen „Kulturwandel“ und sorgte im Aufsichtsrat für Verärgerung. Cryan hat angekündigt, das Investmentbanking in Russland dichtzumachen.
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