Deutsche dringen in Österreichs Paketmarkt vor

Der heimischen Post erwächst mächtige Konkurrenz aus Deutschland: Die Deutsche Post steigt mit ihrer Paketsparte DHL in den österreichischen Paketmarkt mit einem dreistelligen Millionenbetrag ein. Damit wurde wahr, was der Chef der Österreichischen Post AG, Georg Pölzl, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen befürchtet hatte. Starten will die Deutsche Post am 1. September, die Zentrale in Wien gebe es bereits, verkündeten die Deutschen.
Die Deutsche Post ist ein wichtiger Geschäftspartner der Österreicher - ein erheblicher Teil des Onlinehandels kommt aus Deutschland. Die Deutschen liefern bisher bis zur Grenze, dann übernehmen die Österreicher. Der wichtigste Versandhändler für Österreich, das US-Unternehmen Amazon, liefert von Deutschland aus.
Online-Einkäufe: Ankunft nach einem Tag
"Nach den Benelux-Ländern, Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei erschließt der im letzten Jahr ins Leben gerufene europäische Paketbereich von Deutsche Post DHL Group mit Österreich ein weiteres Land mit großem E-Commerce-Potenzial", so die Deutsche Post in einer Aussendung. Online-Einkäufe aus Deutschland sollen dann durchschnittlich einen Tag nach dem Versand beim Empfänger in Österreich eintreffen.
Die Österreichische Post befindet sich noch zur Hälfte in Staatsbesitz und ist ihrerseits in Deutschland im Paketbereich aktiv - allerdings läuft das Geschäft der dortigen trans-o-flex mehr schlecht als recht. Einen Verkauf hat Pölzl zuletzt nicht ausgeschlossen.
Dank der stetig wachsenden Online-Bestellungen - und ihrer Retouren - konnte das Paketgeschäft sowohl beim deutschen wie auch beim österreichischen Ex-Monopolisten das rückläufige Briefgeschäft zuletzt kompensieren. Beim Brief hat die Österreichische Post ohnehin - nicht zuletzt aufgrund des Postmarktgesetzes - eine De-facto-Monopolstellung.
Für den Staat Goldes wert
Jedenfalls hat die Post in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand genommen, um den Paketbereich auszubauen. Rund 100 Millionen Euro investiert die Post AG pro Jahr insgesamt. Damit relativiert sich auch der "dreistellige Millionenbetrag", den die Deutschen nun "auf der grünen Wiese" bis Anfang nächsten Jahres investieren wollen.
Für den Staat ist die Österreichische Post jedenfalls ein Goldesel. 2013 wurde an den Staat eine Dividende von 67 Millionen Euro ausgezahlt, der Kurs der Post-Aktie ist obendrein erfreulich. Der Ausgabekurs der Post lag im Jahr 2006 bei 19 Euro, aktuell sind es 38,15 Euro je Aktie. Die Post AG gehört zu 53 Prozent dem Staat, in der ÖVP gibt es Überlegungen, den Anteil auf 15 Prozent zu reduzieren, was wiederum die SPÖ und die Belegschaft ablehnen.
Betriebsart schlägt Alarm
Post-Betriebsrat Helmut Köstinger warnte am Dienstag bereits vor einem „Lohndumping“ durch die DHL und fürchtet einen Jobabbau bei der Post. Der Österreichische Paketmarkt sei bereits "bestens versorgt".

Kommentare