Bei hohen Zertifikatspreisen schaut es anders aus. Dann sind die Investitionskosten niedriger als die Ausgaben für den Kauf der Zertifikate.
Die Agrana hat nachgerechnet. „Bis 2025 haben wir kein Problem. Solange rentiert es sich“, lautet die Rechnung von Marihart. Etwa 63 Prozent der Umweltprojekte haben bei einem Preis von 50 Euro je Tonne eine Rentabilität von fünf Jahren. Bis 2025 will die Agrana jährlich rund 10 Millionen Euro für die Dekarbonisierung ausgegeben haben. Konkret geht es dabei um Projekte wie Wärmerückgewinnung oder Energieeinsparungen im Produktionsprozess. Kohle wird in einem ersten Schritt durch Gas ersetzt. Später soll auf Biogas umgestellt werden. Statt konventionellem Strom wird Ökostrom angekauft. „Nur durch einen Umstieg auf erneuerbare Energieträger kann bilanzielle Co2-Neutralität erreicht werden“, betont Marihart.
46 Prozent der Co2-Emissionen der Agrana werden durch die Stärkeproduktion verursacht. 38 Prozent entfallen auf die Zuckerproduktion sowie 16 Prozent auf die Frucht- und Saftherstellung.
Für alle weiteren Schritte nach 2025 ist allerdings ein deutlich höherer Preis für die Co2-Zertifikate notwendig. Bis 2025 soll der Preis auf 55 Euro pro Tonne steigen. Doch für 51 Klimaprojekte der Agrana ist ein Preis von 100 Euro notwendig, für 69 Projekte ein Preis von 150 Euro. Ohne diesen Voraussetzungen dauert es um Jahre länger, bis sich die Investitionen rentieren.
Hohe Zertifikatspreise bedeuten, dass in der EU teuerer produziert wird. Marihart drängt daher auf ein Ausgleichssystem. Importe aus Nicht-EU-Staaten, die keine Zertifikate kaufen, sollten mit einer Ökoabgabe belastet werden. Gleichzeitig müssten Exporte in Nicht-EU-Staaten gestützt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der EU sicherzustellen.
Bei einer weltweiten Regelung der Co2-Zertifikate wäre kein Ausgleichssystem notwendig. Doch das ist nicht realistisch. Länder wie China würden einer solchen Regelung wohl kaum zustimmen.
Außerdem ergeben sich bei der Klimastrategie noch weitere offen Fragen. Die Agrana plant etwa ab 2026 die vermehrte Verwertung von eiweißarmen Rohstoffresten durch Verbrennung oder Umwandlung in Biomasse. Die energetische Verwertung von Biomasse geht allerdings zulasten der Futtermittelerlöse. Wie damit künftig umgegangen werden wird, ist noch nicht klar.
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