Wintertourismus: Der Schuh drückt an vielen Stellen

Wintertourismus: Der Schuh drückt an vielen Stellen
Die vergangene Wintersaison war top, die neue läuft gut an. Dennoch herrscht in der Branche nicht überall eitel Wonne.

Viel glatter als in der vergangenen Wintersaison kann es kaum laufen: Die Zahl der Nächtigungen stieg in Österreich um 4,7 Prozent, die der Ankünfte um fünf Prozent. Auch für heuer sieht es wieder gut aus, obwohl die Bedingungen – zu warmes Wetter und kaum Schnee – nicht so gut waren wie im Vorjahr.

„Die Buchungslage für Weihnachten liegt je nach Region bei null bis plus zwei Prozent“, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Weihnachtsfeiertage würden gut fallen, sodass die Gäste nicht viele Urlaubstage nehmen müssten. Auch die Semesterferien würden gut anlaufen, Ostern sei wegen des späten Termins eher schwierig. Die Branche sieht in punkto Auslastung also positiv in die Zukunft, das Wachstum sollte anhalten.

Doch das ist genau eines ihrer größten Probleme. Nicht nur, dass es schwieriger wird, junge Menschen für die Arbeit in der Gastronomie und Hotellerie zu begeistern, die prosperierende Branche braucht jährlich mehr Arbeitskräfte. 2018 wurden bisher im Schnitt 5000 Fachkräfte mehr als im Jahr davor gesucht, obwohl gleichzeitig 9000 Stellen unbesetzt waren. „Es ist also nicht so, dass uns die Fachkräfte davonlaufen, sondern wir brauchen immer mehr“, sagt Nocker-Schwarzenbacher.

Ruhetag auf Skihütten

Es gebe immer mehr Betriebe, die wegen Personalmangels Ruhetage einlegen müssten, das sei sogar bei den ersten Skihütten zu beobachten. „Vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen, in Zukunft wird das vielleicht normal sein“, sagt Nocker-Schwarzenbacher. Auch bei Taxi- und Busfahrern gebe es in den Tourismusregionen Engpässe, Skilehrer finde man zwar genug, nicht aber Arbeitskräfte für den Skiverleih. Auch Wellness-Einrichtungen und Reisebüros müssten mittlerweile kämpfen.

Dass das Problem zum Teil auch hausgemacht ist, leugnet die Tourismus-Obfrau nicht. „Wir sind noch ein bisschen in den 70er-Jahren festgefahren.“ Das Bild von Arbeitskräften, die eine ganze Saison ohne freien Tag arbeiten und gut verdienen, sei immer noch in den Köpfen. Die Bedingungen hätten sich aber geändert, es gebe mehr Freizeit, gute Personalunterkünfte, Kost und Logis, Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Wir müssen aber noch das Image verbessern“, meint Nocker-Schwarzenbacher.

Ohne ausländische Fachkräfte werde es aber nicht gehen. Deutschland sei da voraus, dort soll bald ein „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ beschlossen werden. Arbeitsvertrag und Qualifizierung reichen dann für eine Aufenthaltsgenehmigung aus.

Ähnliches für Österreich wäre nicht ihr einziger Wunsch, Nocker-Schwarzenbacher hat eine lange To-do-Liste für die Politik. So müsse zum Beispiel die Zahl der Saisonkräfte dringend erhöht werden, das Kontingent liegt seit Jahren bei 1100.

Bild vom Teufel

Betriebsübergaben sollen anders als jetzt kostenfrei werden. „Ein Drittel der Hotels wird im nächsten Jahr übergeben und ein Viertel zugesperrt.“ Bei der Steuerreform müssten die Abschreibungszeiten von 44 auf 25 Jahre gesenkt werden. Das würde die finanziell angespannte Lage vieler Betriebe verbessern. Sie klagt auch über das Bild, das die Gewerkschaft beim Thema Ruhezeiten von Hoteliers und Gastronomen zeichne. „Da könnte auch ein Teufel drauf sein.“ Der Branche mache man es damit nicht leichter.

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