Der Plattenspieler kehrt zurück, mit High-Tech an Bord

Der Plattenspieler kehrt zurück, mit High-Tech an Bord
Den Elektronik-Riesen ist das Comeback der Schallplatte nicht entgangen - sie bauen neue Abspielgeräte.

Eigentlich war er ja nie ganz weg. Die Auswahl an Abspielgeräten für Vinyl-Liebhaber war allerdings stark eingeschränkt, seit Elektronik-Hersteller nach und nach aus der Produktion von Plattenspielern ausgestiegen waren. Erst die CD und dann Online-Formate wie MP3 schienen das Aus der Schallplatte zu besiegeln - kein Wunder, dass 2010 schließlich auch Panasonic beim legendären Technics SL-1200 den Stecker zog. Doch jetzt steht auf der aktuell in Las Vegas laufenden Messe CES ein brandneues Modell des Kult-Players. Was ist da passiert?

Kultur-Phänomen

Vinyl zog sich angesichts des digitalen Sturms, der über den Planeten hinwegfegte, in eine Mauerritze zurück, war aber nie tot. Eine zunächst kleine Schicht von Enthusiasten kaufte die Platten weiter und inzwischen ist es so etwas wie ein Kultur-Phänomen. Nach jüngsten verfügbaren weltweiten Zahlen des Branchenverbandes IFPI sprang der Vinyl-Absatz 2014 um gut 50 Prozent hoch.

"Zuletzt wurden Anfang der 90er-Jahren so viele Platten verkauft"

In Deutschland, wo physische Tonträger sich insgesamt noch besser gegen die digitale Flut stemmen, liegt der Marktanteil dem Bundesverband Musikindustrie zufolge bei gut drei Prozent. Im dritten Quartal wuchs der Markt um ein Viertel. "Zuletzt wurden Anfang der 90er-Jahren so viele Platten verkauft", sagt Verbandschef Florian Drücke.

Vinyl wieder relevant

Die Schallplatte brachte auch danach nur schmale zwei Prozent der globalen Branchen-Erlöse ein. Aber dahinter steht eine Kundenschicht, die definitiv bereit ist, Geld für Musik auszugeben. Vinyl wird wieder wirtschaftlich relevant, deshalb wollen auch die Großen der Elektronik-Branche das Geschäft nicht mehr nur den Hifi-Spezialisten überlassen, die den Plattenspieler nie aufgegeben hatten.

Panasonic: Prozessor im Bauch

Der Plattenspieler kehrt zurück, mit High-Tech an Bord
Äußerlich sehen die neuen Modelle auf der Technik-Messe CES in Las Vegas vielleicht aus wie schon immer - doch unter Plattenteller und Tonarm schlägt ein High-Tech-Herz, das sie besser machen dürfte, als je zuvor. Die Reinkarnation des SL-1200 behielt den von DJs so geschätzten Direktantrieb, dessen Mankos Mikro-Vibrationen des Motors und minimal schwankende Geschwindigkeit waren. In der Neuauflage soll ein Motor ohne Metallmantel für gleichmäßigeren Lauf sorgen. Die Drehung wird von einem Prozessor mit angeschlossenen Hochpräzisions-Sensoren kontrolliert. Das analoge Spielzeug erhält quasi einen digitalen Leibwächter, ohne dafür seine Seele verkaufen zu müssen. Derartige Technik hat ihren Preis: Das FachmagazinWhat Hi-Fi?rechnet mit einer Größenordnung von 4.000 Dollar (3.680 Euro) für den neuen Technics SL-1200, der Ende des Jahres auf den Markt kommen soll.

Digitales Eingeständnis bei Sony

Der Plattenspieler kehrt zurück, mit High-Tech an Bord
A Sony PS-HX500 turntable is displayed in the Sony booth during the 2016 CES trade show in Las Vegas, Nevada January 7, 2016. The new turntable lets users record vinyl using high-resolution music formats such as DSD and WAV. REUTERS/Steve Marcus
Sony positioniert sein auf der CES präsentiertes Modell in einer deutlich niedrigeren Preiskategorie. Man spart sich die High-Tech-Motorsteuerung und setzt stattdessen auf den bewährten Riemenantrieb. Dafür geht der Konzern einen Schritt weiter bei der Einbindung in heutige digitale Gewohnheiten. Der knapp 500 Euro teure PS-HX500 lässt Nutzer die Musik in digitale Dateien umwandeln. Dabei kommt das einst von Sony und Philips für die "Super Audio CD" entwickelte DSD-Format mit höherer Soundqualität zum Einsatz.

Das lebende Fossil

Während der Plattenspieler als lebendes Fossil auf der CES präsentiert wird, laufen die weltweit wenigen verbliebenen Vinyl-Presswerke derzeit am Limit. Es ist ein Comeback, das vor wenigen Jahren noch undenkbar schien. Die Schallplatte werde aber dennoch ein Nischenmarkt bleiben, glaubt der deutsche Musik-Verbandschef Drücke: "Aber sie hat es geschafft, zurückzukommen."

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