Der Kongress tanzt - und in der Staatskasse klingelt es

Sitze internationaler Organisationen bringen Österreich viel Geld, auch als Kongressstadt ist Wien beliebt.

Vertretungen internationaler Organisationen sind heiß begehrt: Denn für Städte bedeuten Amtssitze nicht nur außenpolitische, sondern vor allem auch wirtschaftliche Vorteile. Wie eine am Montag präsentierte Studie zeigt, verdiente Österreich durch Botschaften, Missionen und Sitze von Organisationen wie etwa den Vereinten Nationen (UN) im Jahr 2012 insgesamt 503,9 Millionen Euro.

"Guter Boden für internationale Organisationen"

Ein Mann in einem hellbraunen Sakko vor einem Schwarz-Weiß-Foto einer Stadt.
Sebastian Kurz sieht die Sache "locker".
"Internationale Organisationen haben nicht nur politische und außenpolitische Vorteile wie etwa ein weltoffeneres Klima, sie bringen auch wirtschaftlich einen Riesenvorteil", betonte Außenminister Sebastian Kurz ( ÖVP) bei der Präsentation. Er wolle deshalb weiterhin "bestmögliche Rahmenbedingungen" schaffen, damit Österreich, und vor allem Wien, international als Standort an Beliebtheit gewinnen.

Derzeit seien bereits 37 Organisationen angesiedelt, die Zahl sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Rund 10.000 Arbeitsplätze werden direkt oder indirekt durch bi- und multilaterale Institutionen geschaffen.

"Österreich ist ein guter Boden für internationale Organisationen", erklärte Kurz. Er wolle in diesem Gebiet auch weiterhin einen Schwerpunkt setzen und Österreichs Ruf als Brückenbauer stärken. "Es ist eine große Ehre, dass es beispielsweise gelungen ist, die Atomgespräche mit dem Iran nach Wien zu holen", so der Außenminister. Sein Ziel sei es, Wien als Stadt des Dialogs auszubauen, meinte Kurz, der bei der Präsentation auch den Part des kurzfristig verhinderten Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ) übernahm.

Zu den Rahmenbedingungen, die Institutionen suchen, würde nicht nur eine gute Arbeitsatmosphäre, sondern auch eine gute Lebensqualität für Mitarbeiter und deren Angehörige gehören - eine Aufgabe, bei der Wien Vorbild sei. "Ich bin froh, dass sich internationale Organisationen hier wohlfühlen", sagte der Außenminister. "Und ich wäre froh, wenn ihre Zahl weiter steigt."

Konkurrenz schläft nicht

Eine Luftaufnahme von Doha, Katar, wo Wolken zwischen den Wolkenkratzern liegen.
epa04078799 An aerial view of high-rise buildings emerging through fog covering the skyline of Doha, as the sun rises over the city, in Doha, Qatar, 15 February 2014. EPA/YOAN VALAT
Allerdings sei der Wettbewerb hart: Vor allem Städte wie Katar würden derzeit versuchen, sich ebenfalls als potenzielle Amtssitze zu etablieren. Österreich profitiere jedoch nicht nur von bereits vorhandenen Strukturen wie etwa dem einzigen Sitz der UN in der Europäischen Union, sondern auch von seiner Neutralität und der langen Dialog- und Verhandlungstradition.

Mehr Kongresstage

Auch als Kongressland konnte Österreich in den vergangenen Jahren gewinnen: Im Vergleich zu 2008 stieg die Anzahl der Kongresstage im Jahr 2012 um rund 17 Prozent - vor allem aufgrund von Veranstaltungen der Vereinten Nationen, des UNO-Büros für Drogen-und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Damit leistete der Kongresstourismus im Jahr 2012 einen Beitrag von 229,3 Millionen Euro zum Bruttoinlandsprodukt - über 20 Prozent mehr als noch 2008. Insgesamt errechnete die Studie einen Beitrag multi- und bilateraler Organisationen zur volkswirtschaftlichen Gesamtnachfrage von über 1,4 Milliarden Euro - 2010 waren es erst 1,3 Milliarden.

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