Der Gentechik-Teufel wird umgetauft

Bayer übernimmt Monsanto. Der Name des US-Agrarkonzerns verschwindet. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt.

Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert. Das gilt nicht für die Chefetage der Bayer AG. Dort weiß man um die Imageprobleme von Monsanto. Das bekannteste Produkt des deutschen Chemieriesen ist nun mal Aspirin und nicht – wie beim US-Agrarkonzern – Glyphosat. Daher verschwindet der Name des wohl meistgehassten Agrarkonzerns der Welt mit der offiziellen Übernahme am Donnerstag. Bayer streicht Monsanto aus dem Firmennamen. Damit sind die Probleme natürlich nicht gelöst.

Dafür sorgt auch Glyphosat. In der EU wird das Pestizid vor dem Anbau der Nutzpflanzen auf den Feldern aufgebracht. Danach kann es nicht mehr angewendet werden, weil es auch Nutzpflanzen zum Absterben bringt.

Gentechnik

Im Rest der Welt hat Monsanto auch gentechnisch veränderte Nutzpflanzen im Angebot. Die Bauern können bis vor der Ernte so viel Glyphosat aufbringen, wie sie es für notwendig halten. Die Nutzpflanzen sind gegen den Wirkstoff des Pestizids immun. Dazu kommt, dass die Sicherheits-Vorgaben für die Anwendung von Glyphosat in ärmeren Ländern oft nicht eingehalten werden.

„Ich garantiere Ihnen, dass wir unserer gewachsenen Verantwortung gerecht werden“, versprach Bayer-Chef Werner Baumann im Handelsblatt. Kein Unternehmen könne langfristig gegen breite gesellschaftliche Widerstände arbeiten. Große Worte eines Vorstandsvorsitzenden, der die Übernahme von Monsanto seit Jahren aktiv betrieben hat.

Mit der Übernahme von rund 20.000 Monsanto-Mitarbeitern durch Bayer treffen nun zwei unterschiedliche Firmenkulturen aufeinander. Die aktuellen transatlantischen Verstimmungen zeigen, dass Amerikaner und Europäer bisweilen auf unterschiedlichen Planeten leben. Ganz ohne Friktionen wird es bei der angestrebten deutsch-amerikanischen Freundschaft nicht gehen.

Heftige Kritik

Die heftige öffentliche Kritik am Kauf durch Bayer kam in der EU vor allem von den Umweltorganisationen. Die Agrarpolitiker bleiben gelassen, weil sich vorerst nichts ändert. Gentechnisch veränderte Pflanzen werden in Österreich ohnehin nicht angebaut. Außerdem musste Bayer Teile seines Agrargeschäfts wie die Bereiche Gemüse- und Feldsaatgut oder Digital Farming an BASF verkaufen. Der Verkaufspreis betrug 7,6 Milliarden Euro.

Die mexikanische Wettbewerbsbehörde hat zuletzt mit Auflagen verhindert, dass Bayer zum einzigen Anbieter gentechnisch veränderter Samen für Baumwollpflanzen in Mexiko wird.

Der eigentliche Grund für den Deal mit einem Volumen von mehr als 54 Milliarden Euro sind langfristige Überlegungen in der Chefetage von Bayer. Die Weltbevölkerung wächst und damit auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Ohne einer Ertragssteigerung im Agrarbereich werden die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel steigen. Mit gentechnisch veränderten Pflanzen kann man die Erträge bisweilen deutlich anheben. Daher ist Gentechnik im Agrarbereich ein wachsender Markt. Da sind auch in Zukunft Profite möglich.

Mehr Nahrungsmittel

Brasilien ist durch den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen von einem Nahrungsmittelimporteur zu einem der größten Nahrungsmittelexporteure der Welt geworden. Für die brasilianische Lebensmittelbehörde sind Bedenken gegen Gentechnik ein Luxusproblem der reichen Europäer. Zumal ja Gentechnik in der Medizin und bei Nahrungsmittelzusätzen in Europa erlaubt ist.

Zur Firmenübernahme gibt es im Internet bereits die passende Verschwörungstheorie. Monsanto und Bayer haben mit dem weltweit größten Finanzinvestor Blackrock einen gemeinsamen Aktionär. Gut möglich, dass sich Blackrock für die Übernahme eingesetzt hat. Dass der Finanzinvestor mit Sitz in New York der heimliche Strippenzieher hinter den Kulissen ist und mit seiner Finanzkraft alle Kontrollinstanzen in die Tasche gesteckt hat, ist freilich eine Übertreibung.

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