Geschockt oder gefasst? So reagieren die Finanzmärkte auf die EU-Wahl

Dax
Vor allem in Paris stehen die Kurse nach der Neuwahlankündigung unter Druck, Rechtsruck bringt Unsicherheit

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wagt nach der krachenden Niederlage seines Mitte-Lagers bei der Europawahl die Flucht nach vorn. Noch vor Beginn der Olympischen Spiele im Land sollen die Französinnen und Franzosen in zwei Wahlgängen am 30. Juni und am 7. Juli über die Zusammensetzung der Nationalversammlung entscheiden.

Reagierten die Märkte in anderen europäischen Hauptstädten eher gefasst auf den Rechtsruck in Europa, so ging es mit dem Pariser Leitindex CAC-40 am Montag recht kräftig nach unten. Der französische Aktienindex verlor am Montag bis zu Mittag 2,10 Prozent auf 7.833,55 Punkte. Auch französische Staatsanleihen kamen an den Finanzmärkten unter Druck. Im Gegenzug stieg die Rendite von zehnjährigen Anleihen bis auf 3,19 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit November.

An anderen Börsen fielen die Abgaben teils etwas moderater aus. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 1,38 Prozent auf 4.981,61 Punkte. Der deutsche DAX verlor 0,83 Prozent auf 18.402,93 Zähler. 

Auch Wien und der Euro betroffen

Auch in Wien ging es nach unten. Der ATX fiel um 0,87 Prozent auf 3.627,03 Punkte. Am Devisenmarkt reagierte der Euro ebenfalls mit Verlusten gegenüber anderen wichtigen Währungen. Zu Mittag fiel der Euro auf 1,0740 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit rund einem Monat.

Belastet wurden die Märkte Analysten zufolge vom guten Abschneiden extrem rechter Parteien in mehreren Ländern. "Der Rechtsruck in Europa bringt politische Unsicherheit zurück auf das Börsenparkett", sagte der Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der Wahlausgang war aber nicht nur für die französische Regierung, sondern auch für die deutsche Ampelkoalition eine bittere Pille, kommentierte Analyst Christian Henke vom Broker IG.

An der Pariser Börse litten Bankwerte am stärksten unter den mit den Neuwahlen verbundenen Unsicherheiten. So lagen die Aktien von Societe Generale mit einem Minus von 7,3 Prozent ganz unten im CAC-40. Unter Druck kamen auch BNP Paribas und Credit Agricole mit Verlusten von jeweils um die 5 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt fanden sich neben Automobilwerten vor allem Aktien aus der Energiebranche unter den Verlierern. Im DAX büßten die Titel des Stromversorgers RWE 1,8 Prozent ein. Noch deutlicher nach unten ging es mit einigen Titeln aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Abseits des DAX fielen die Aktien des Windkraft-Anlagenbauers Nordex um 3,6 Prozent. Anteilsscheine von SMA Solar fielen um 3.9 Prozent.

Aktien des Energiesektors litten besonders unter der politischen Unsicherheit, denn in Deutschland sorgte das schlechte Abschneiden der Ampel-Koalition für Aufsehen. Die Grünen als Förderer der deutschen Energiewende haben bei der Europawahl am Sonntag deutlich Federn lassen müssen.

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