„Das wird sich noch ziehen“: Bei MAN sind Nerven gefragt

„Das wird sich noch ziehen“: Bei MAN sind Nerven gefragt
Offene Zukunft für das Lkw-Werk in Steyr: Enttäuschender Start der "staatlichen Wirtschaftskommission"

Die Gewerkschaft kämpft weiter um den Erhalt des Lkw-Werks von MAN im oberösterreichischen Steyr und die 2.300 Arbeitsplätze vor Ort. In Oberösterreich finden heuer Landtagswahlen statt. Deshalb mischt auch die Landespolitik mit.

Um den Druck auf den deutschen Mutterkonzern zu erhöhen, der das Werk verkaufen oder bis 2023 schließen will, wurde seitens der Metallergewerkschaft „Pro-Ge“ die sogenannte „staatliche Wirtschaftskommission“ einberufen.

Sie soll quasi amtlich bestätigen, dass das Lkw-Werk profitabel ist und deshalb erhalten werden sollte. Bindend sind Gutachten der sozialpartnerschaftlich besetzten Kommission (angesiedelt beim Wirtschaftsministerium) freilich nicht.

Am Mittwoch trat diese neunköpfige Kommission in der Causa MAN Steyr in Linz zum ersten Mal zusammen, und die Hoffnungen der Gewerkschafter wurden sogleich enttäuscht.

Weder wurden seitens des MAN-Managements die geforderten Zahlen zur Performance des Werks vorgelegt, wie Gewerkschafter und Ex-SPÖ-Sozialminister Alois Stöger im KURIER-Gespräch schildert. Noch erschien, wie verlangt, MAN-Boss Andreas Trostmann, sondern lediglich die lokalen Geschäftsführer aus Steyr. Die entscheiden aber nicht über die Zukunft des Werks, weiß auch Stöger und sagt: „Das wird sich noch ziehen.“

Entscheidungsträger

„Daher haben wir für die nächste Sitzung in circa einem Monat auch verlangt, dass die Entscheidungsträger kommen müssen. Wäre ich MAN, würde ich es mir nicht mit der Wirtschaftsministerin verscherzen wollen“, spielt Stöger den Ball weiter Richtung Bund und ÖVP-Ministerin Margarete Schramböck.

Immerhin, so der Gedanke, sitzt Schramböcks Präsidial-Sektionschef Matthias Tschirf der Kommission vor. Und bei vier Vertretern der Wirtschaftskammer und vier Vertretern der Arbeiterkammer ist Tschirf sozusagen das Zünglein an der Waage.

Mögliches Interesse

Während also Tschirf und Kollegen entscheiden müssen, ob sie MAN-Chef Trostmann offiziell vorladen, laufen parallel dazu Bemühungen, einen Käufer für das Werk zu finden. Ex-Magna-Boss Siegfried Wolf, Aufsichtsratschef beim russischen Autobauer GAZ und Aufsichtsratsmitglied bei Konzernen wie Porsche, Continental oder Miba, wurde zuletzt als Interessent genannt.

Die Verhandlungen mit dem möglichen Investor würden freilich noch in den Kinderschuhen stecken, sagte MAN-Betriebsrat Erich Schwarz am Dienstag, ohne Wolf namentlich zu nennen. Stöger ist skeptischer: „Das ist maximal eine sehr vage Hoffnung. Das wäre nett, ist aber nicht realistisch.“

Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es dazu, man sei weiter bemüht, Arbeitsplätze und das Werk zu retten. Die Chance, dass ein Österreich-Konsortium den Standort übernehme, sei intakt. Das habe aber nichts mit der Arbeit der Wirtschaftskommission zu tun.

Zum bisher letzten Mal ist diese Kommission im Jahr 2002 zusammen getreten – bei der versuchten Rettung des Reifenwerks von Semperit im niederösterreichischen Traiskirchen. Ergebnis: Das Werk wurde geschlossen, Semperit an den deutschen Reifengiganten Continental verkauft. Heute ist Traiskirchen nur noch für sein Flüchtlingslager bekannt.

Kommentare