Coronavirus: Italiens Wirtschaft zittert, mehrere Sektoren betroffen

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Touristenflucht in den Kunststädten, leere Skipisten, ausgestorbene Museen: Norditalien bekommt die Epidemie zu spüren.

Zehn Tage nach dem Inkrafttreten strenger Maßnahmen zur Eingrenzung des Coronavirus bekommt Norditaliens Wirtschaft die negativen Auswirkungen der Epidemie deutlich zu spüren. Kulturstädte und Skipisten sind fast leer, das gleich gilt für Museen und Kinos. Italiens Wirtschaftsmotor-Region droht ins Stocken zu geraten - mit unvorhersehbaren Folgen für das ganze Land.

Die Lombardei und Venetien, die beiden bisher am stärksten vom Coronavirus betroffenen Provinzen, generieren gemeinsam 31 Prozent des italienischen Bruttoinlandprodukts.

Sollte der Alarm wegen des Virus weiterhin anhalten, drohen gravierende Konsequenzen vor allem in Bereichen wie Tourismus, Mode, Messen und Kultur. Mehrere Fluggesellschaften, darunter die AUA haben bereits die Flugverbindungen nach Italien eingeschränkt oder gestoppt. Der Fremdenverkehr leidet.

Vom Touristenschwund besonders belastet sind die Hotels in Venedig, die nach dem Hochwasser im November ohnehin schon schwierige Monate hinter sich haben.

Namhafte Hotels der Lagunenstadt beklagen einen Gästerückgang von bis zu 70 Prozent. "Wenn wir so weitermachen, werden wir bald schließen müssen", berichtete Claudio Scarpa, Direktor des venezianischen Hotelierverbands AVA. Lediglich 30 Prozent der Hotels in der Lagunenstadt seien besetzt. Viele seien ganz leer.

Coronavirus: Italiens Wirtschaft zittert, mehrere Sektoren betroffen

Schwierig ist die Lage auch in den renommierten Skiorten der Alpen, die in den vergangenen Jahren zu dieser Zeit ausgebucht waren. Die lombardische Berggemeinde Ponte di Legno meldete einen starken Besucherschwund. Die Absagen aus dem Ausland kletterten auf über 50 Prozent.

"Die Wintersaison hat sehr gut begonnen, mit viel Schnee zur richtigen Zeit. Wir hatten schon mit einer Rekordzahl an Gästen gerechnet, doch jetzt geht alles den Bach hinunter und das wegen eines unserer Ansicht nach ungerechtfertigten Alarms", sagte Marco Bulferetti, Hotelier in Ponte di Legno.

Die Sorge wegen einer Ausbreitung der Epidemie ist nicht nur in Norditalien spürbar. Am Wochenende brach die Zahl der Kinobesucher um 75 Prozent ein.

Lediglich 324.000 Personen besuchten am Wochenende die italienischen Kinosäle. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es noch über eine Million, sagte Francesco Rutelli, Präsident des Filmproduzenten-Verbands ANICA.

In dieser schwierigen Situation erwartet sich die italienische Wirtschaft Stützungsmaßnahmen von der Regierung.

Bis Ende dieser Woche plant das Kabinett um den parteilosen Premier Giuseppe Conte die Verabschiedung einer Verordnung mit Maßnahmen in der Größenordnung von 3,6 Milliarden Euro, die von dem italienischen Parlament und der EU genehmigt werden müssen.

"Ich hoffe auf Hilfen für unseren Neustart, denn unsere Wirtschaft erleidet einen großen Schaden", sagte der lombardische Präsident Attilio Fontana in einem Interview mit Radio RAI 1.

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