"Cocooning" im Garten sorgt für blühende Umsätze im Handel

Im Garten wird kräftigt auf- und nachgerüstet
Halbjahresbilanz: Warme Witterung beschert vor allem Baumärkten und Gartencentern Zuwächse. Konsumlaune lässt etwas nach.

Das eigene Zuhause als sozialer Treffpunkt, mit viel Aufwand gepflegte Gärten, Terrassen oder Balkone als verlängertes Wohnzimmer im Freien: Der Trend zum sogenannten „Cocooning im Grünen“ hat Österreich voll erfasst. Gartenarbeit, früher eher lästiges Übel, wächst langsam zur wichtigsten Freizeitbeschäftigung heran. Sogar in den Städten wird „gegartelt“ wie noch nie. Dazu kommt die Klimaerwärmung, die die Winter schrumpfen lässt und schon im Frühling für sommerliche Temperaturen sorgt.

Die neue Hochkonjunktur im eigenen Garten sorgt im Handel für blühende Umsätze. Laut Erhebung der RegioPlan Consulting gibt jeder Österreicher jährlich 126 Euro für gartenrelevante Produkte aus, das ist nahezu doppelt so viel wie vor zehn Jahren. „Es werden immer höherwertigere Produkte gekauft. Egal ob Bewässerungsanlagen oder Rasenmähroboter: Man rüstet auf im Garten“, erläutert RegioPlan-Geschäftsführer Wolfgang Richter. Teure Anschaffungen wie ein eigener Swimmingpool oder schmucke Gartenhäuschen sind längst kein Luxus mehr.

Die Hauptprofiteure des wohl noch länger anhaltenden Trends sind Bau- und Heimwerkermärkte, aber auch Gartencenter. „Vor allem alles rund um Balkon und Terrasse boomt, die Gärten werden immer kleiner“, bestätigt Alois Wichtl, Geschäftsführer von Österreichs größter Gartencenter-Kette Bellaflora.

Hochbeet im Hoch

Mit der heurigen „Hauptsaison“, die jeweils von März bis Juni läuft, zeigt sich Wichtl zufrieden. „Dem verpfuschten März folgte ein sensationeller April, danach war es dann fast schon zu heiß.“ Das Pflanzengeschäft sei daher nicht berauschend gelaufen. Dafür konnten mehr Gartengeräte und Hochbeete verkauft werden.

Gartenmöbel, Rasenmäher, Griller oder Dekoartikel zählten auch bei Bau- und Heimwerkermärkten zu den Bestsellern im heurigen Frühjahr. Das schlug sich auch in den Umsätzen nieder. Der Handel mit Bau- und Heimwerkerbedarf (inkl. Gartencenter) legte laut Erhebung der KMU Forschung Austria im ersten Halbjahr mit nominell 4,5 Prozent von allen Handelsbranchen am stärksten zu. Dahinter folgen der nach wie vor starke Sportartikelhandel (+2,7 Prozent) und der Lebensmittelhandel mit 2,5 Prozent.

Auch der Möbelhandel schaffte dank Gartentrend wieder ein Umsatzplus von 2,3 Prozent. Dem gesamten stationären Einzelhandel blieb bis Ende Juni nur ein mageres Plus von 1,3 Prozent, real bedeutet das sogar ein leichtes Minus von 0,6 Prozent. Am schlechtesten lief es im Spielwaren- und Elektrohandel (siehe Grafik unten).

Turbulentes Jahr

„Wir haben ein turbulentes erstes Halbjahr hinter uns. Die Erwartungen sind nicht ganz eingetreten, aber wir können zufrieden sein“, kommentierte der Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO), Peter Buchmüller, die Zahlen. Für das Gesamtjahr geht er trotz leicht nachlassender Konsumlaune von einer stabilen Entwicklung aus. Der Optimismus ist jedenfalls groß wie schon lange nicht. Nur drei Prozent der von der KMU Forschung Austria befragten 4500 Händler rechnen in den nächsten Monaten mit Umsatzrückgängen, 79 Prozent rechnen mit einem stabilen Verlauf, 18 Prozent mit Verbesserungen.

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