Kitz-Hotelier Christian Harisch: "Ich bin jetzt wieder Angestellter"
Es sind klingende Namen: Schwarzer Adler, Weisses Rössl, Goldener Greif, Schloss Lebenberg, die Sonnbühel-Hütte am Hahnenkamm – sechs Hotels und fünf Restaurants in Kitzbühel umfasst das Imperium von Christian Harisch. Hinzu kommt die Lanserhof-Gruppe, Luxusresorts mit nahezu Klinikstandard.
Harisch will hier weiter expandieren: Dafür hat er Investoren ins Familienunternehmen geholt und ist, wie er selbst sagt, jetzt wieder Angestellter. Er plant zudem seine Übergabe.
KURIER: 40 Jahre Lanserhof – was ist daraus geworden?
Christian Harisch: Aus einem Feriengasthaus in Lans wurde ein Kurhaus nach Mayr-Tradition, das hat sich immer größer entwickelt. 2009 haben wir begonnen, zu expandieren. Nach Hamburg kam der Lanserhof Tegernsee, dann Sylt. Hamburg und den Standort in London haben wir mittlerweile verkauft. Unser Fokus liegt klar auf Resorts – wir bauen gerade bei Marbella.
Dafür brauchen Sie die Investoren?
Für Marbella wäre das nicht zwingend erforderlich gewesen. Aber wir wollen weiterwachsen und dafür brauchen wir Kapital. Wir haben gute Partner gefunden, die das mit uns vorantreiben. Und es geht auch um die Vorbereitung auf einen Generationswechsel.
Sie planen Ihren Ausstieg?
Nein, aber der Generationswechsel muss sorgsam vorbereitet werden, um diesen in den nächsten Jahren umzusetzen. Ich werde nächstes Jahr 60 Jahre alt, mache das seit 27 Jahren. Wir haben einen Co-Geschäftsführer, der das mit seinem Team Schritt für Schritt operativ übernimmt.
Investmentfirmen haben 95 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – die Pläne?
Wir benötigen vier bis fünf Jahre für ein neues Projekt, von der ersten Überlegung bis zur Eröffnung. Deshalb müssen wir es frühzeitig angehen. Es ist ein langer Prozess. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten zwölf Monaten das fünfte Ressort unterschreiben werden.
Man munkelt, es könnte Mallorca sein. Oder Mexiko, Ihre Traumdestination.
Mallorca ist unfassbar bürokratisch und schwierig, das haben wir aufgegeben. Daraus ist Marbella geworden. Spanien ist damit gut besetzt. Wir haben mehrere Optionen, in und außerhalb Europas, aber darüber kann ich noch nichts sagen.
Wie ist das, vom Familienbetrieb zu einer investorengetriebenen Firma zu werden?
Ich bin jetzt wieder Angestellter. Die Investoren kennen wir gut, da sind aus Partnern Freunde geworden. Wir haben immer versucht, breit und transparent zu arbeiten. Mit Partnern trägt man dann auch nicht mehr die Alleinlast, entscheidet gemeinsam. Mit anderen zu arbeiten zwingt außerdem zu Disziplin, man muss noch strukturierter sein.
Sie sagen, Sie fühlen sich manchmal wie ein Start-up-Unternehmer.
Ehrlicherweise: Diese Phase neigt sich jetzt dem Ende zu. Für mich ist die größte Herausforderung, die Brücke zwischen meiner und der nächsten Generation zu sein. In den Kitz-Hotels ist das schon gelungen, im Tourismusverband (Harisch ist Tourismusobmann in Kitzbühel bis 2027, Anm.) läuft meine Zeit aus. Wenn man bald 60 wird, muss man die Nachfolge regeln und man sollte nicht nur darüber sprechen, sondern es vor allem umsetzen. Dadurch gibt es die Möglichkeit, neue Aufgaben zu übernehmen.
Was finden die reichen Menschen im Lanserhof?
So reich muss man gar nicht sein. Eine Woche für 5.900 Euro ist viel Geld, aber da ist ja alles dabei. Wir sind kein Luxusbetrieb, wir sind eine Institution für Menschen, denen die Gesundheit am Herzen liegt. Die Menschen brauchen Begleitung und Expertise: beim Gesundleben, Schlafen, Abnehmen – ich selbst wäre nicht mehr am Leben, wäre ich nicht vor zwanzig Jahren im Lanserhof gewesen. Bei meinem ersten Besuch war ich 39 Jahre alt. Da hat man etwas gefunden, was dann entfernt wurde. Es gibt viele Zeitbomben im Körper, das Beste, was man tun kann, ist präventiv zu behandeln. Ich selbst bin jedes Jahr zwei Wochen dort.
Allein Sylt soll 130 Mio. Euro gekostet haben. Wie lautet der Businessplan in der Hotellerie? Auf Generationen?
130 Millionen Euro stimmt nicht, es waren gut 100 Millionen. Natürlich ist so eine Investition eine sehr langfristige Betrachtung, das ist nie ein kurzfristiges Geschäft. Der Businessplan trennt sich aber in Immobilie und operatives Geschäft. Wir als operativer Lanserhof sind kein Immobilienunternehmen, wir sind Betreiber und Pächter und haben keinen Anteil an den Immobilien.
Sie brauchen viele Mitarbeiter, an jedem Standort bis zu 200. Wie finden Sie die, wie stemmen Sie die Kosten?
Das Finden ist die große Herausforderung für jeden Betrieb. Ich bin 40 Jahre lang Unternehmer. Als ich damals begann, hat es schon geheißen, dass das Finden von Mitarbeitern die größte Herausforderung ist. Da hat sich nichts geändert, die Probleme sind die gleichen. Human Capital ist das Wichtigste – und das Schwierigste. Das ist auch der Grund für die zunehmende Automatisierung und vielerorts für beschränkte Öffnungszeiten.
Ist der Streit mit TV-Moderator Johannes B. Kerner beigelegt? Sie hätten ihm für Sylt und sein Investment dort noch Geld geschuldet und er hätte offene Rechnungen am Bau nicht bezahlt.
Das ist alles bestens erledigt, und zwar schon länger. Über den Streit haben viele in Deutschland geschrieben, aber über die Beilegung schreibt dann niemand. Wir sind weiterhin gute Freunde. Da darf es auch mal einen Streit geben, auch wenn es ein Blödsinn war. In der Rückschau sind solche Streitereien immer ein Unsinn. Es wurden Kleinigkeiten völlig übertrieben dargestellt, aber das ist wohl der Zeitgeist in der Mediengesellschaft.
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