Chinesen kaufen Luxusläden leer

Eine lächelnde Frau mit Einkaufstüten vor einem CUYA Confetteria Geschäft.
Die Ausgaben in Österreich haben sich seit 2003 mehr als verzehnfacht. Potenzial gibt es im Modehandel.

Der Kaufvorgang dauert nur wenige Minuten. Es muss eine Rolex, eine Omega oder eine ähnlich prominente wie teure Luxusmarke sein. "Chinesische Touristen kaufen fast drei Mal so viele Uhren und Schmuck wie russische Reisende. Sie lieben Luxusartikel und sind sehr anspruchsvolle Kunden", weiß Gerd Gfrerer, Geschäftsführer vom Mehrwertsteuerrückerstatter Global Blue Austria.

Der Kaufrausch der Chinesen lässt die Kassen in der Wiener Innenstadt klingeln. Mehr als die Hälfte der Einkäufe wird im "Goldenen U" (Kärntner Straße, Graben und Kohlmarkt) getätigt; allein am Kohlmarkt werden im Schnitt 1200 Euro pro Einkauf ausgegeben. Die starke Nachfrage führt bereits zu Lieferengpässen bei bestimmten Uhren. "Manche Luxusmarken waren im Vorjahr zeitweise ausverkauft, weil die Hersteller nicht so schnell nachliefern konnten", erzählt Gfrerer. Rudolf Vogt vom Landesgremium der Juweliere in der Wiener Wirtschaftskammer, hat zwar von Engpässen bei bestimmten Rolex- und Omega-Modellen in München gehört, kann dies aber für Wien nicht bestätigen. Er verweist darauf, dass die Asiaten oft nur bei vorher ausgewählten Läden einkaufen.

Schnäppchen

Wegen hoher Importsteuern sind Luxusmarken in Europa für Chinesen um rund 40 Prozent günstiger als im eigenen Land. Außerdem können sie sich meist sicher sein, keine billige Fälschung erworben zu haben.

Chinesische Reisende haben laut Global Blue in den vergangenen zehn Jahren ihre Einkaufsumsätze im heimischen Handel mehr als verzehnfacht. Zwar fiel das Wachstum im Vorjahr mit fünf Prozent geringer aus als in den Vorjahren; bei den gesamten Tax-Free-Ausgaben liegen die Chinesen aber mit 22 Prozent nur noch knapp hinter den Russen mit 28 Prozent. Insgesamt gab es bei den Zollfrei-Umsätzen 2013 ein Plus von 7,9 Prozent.

Ansturm

Ein Ranking des Shopping-Tourismus in Österreich im Jahr 2013 nach Ländern.
Durch die wachsende Mittelschicht können sich immer mehr Chinesen Auslandsreisen leisten. Der Trend geht dabei weg von durchorganisierten Gruppenreisen hin zum individuelleren Urlaub. Das Nationale Statistikamt in China schätzt, dass heuer bis zu 114 Millionen Personen verreisen werden. Dies wäre ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2013. Die Reiseausgaben dürften um 18 Prozent steigen. Schon jetzt sind Chinesen die weltweit spendabelsten Touristen.

"International gesehen haben die Chinesen die Russen bereits überholt. Nur bei den Händlern ist das noch nicht angekommen", glaubt Gfrerer und sieht noch Potenzial vor allem im Modehandel. Während die Russen in Österreich vorwiegend Designermode kaufen und damit den Bekleidungshandel ankurbeln, kaufen die Chinesen fast ausschließlich Uhren, Schmuck und Accessoires wie Taschen oder Gürtel. "Den Chinesen passen unsere Kleidergrößen nicht und auch der Geschmack ist anders", so Gfrerer.

Einkaufsverhalten

Aber nicht nur die Schuh- und Kleidergrößen sollten passen, auch Grundkenntnisse im chinesischen Einkaufsverhalten könnten nicht schaden. Chinesen gelten als sehr abergläubisch, Farben und Zahlen haben eine viel größere Symbolkraft als bei uns. So gilt die "Acht" als Glückszahl, während "Vier" für Unglück und Tod steht. Ein Seidentuch für 44 Euro werde wahrscheinlich liegen bleiben, heißt es bei Global Blue, der Seminare über interkulturelle Kaufgewohnheiten anbietet. Auch eine rote Schrift – wie etwa bei Aktionswaren – schreckt Chinesen eher ab. Eine rote Waren-Verpackung ist dagegen besonders gerne gesehen, denn Rot steht für Wohlstand.

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