China: Journalisten sind Schuld an Börsen-Panik

Die Turbulenzen an chinesischen Börsen hielten vergangene Woche die Aktienmärkte rund um den Globus in Atem (siehe Bildergalerie). Die chinesische Regierung suchte daraufhin Schuldige für das finanzielle Desaster - und wurde auch fündig. 197 Verdächtige erhielten Strafen wegen des Verbreitens von Gerüchten über die chinesische Börse sowie über die verheerende Explosionskatastrophe in Tianjin.
Börsencrash: Gesichter sagen mehr als tausend Kurse
Unter den Festgenommen befinden sich vor allem Journalisten, aber auch vier Manager des größten Wertpapierhändlers des Landes, sowie ein Beamter der Wertpapieraufsichtsbehörde. Sie hätten Vertrauen der Anleger "ernsthaft untergraben", berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Finanzjournalist geständig
Das bekannteste Gesicht unter den Bestraften ist der Finanzjournalist Wang Xiaolu von der Zeitschrift "Caijing". Dieser habe nach Angaben chinesischer Staatsmedien vom Sonntag "gestanden" durch seine Berichterstattung über Wertpapiere und Termingeschäfte die jüngsten Turbulenzen an der chinesischen Börse verschuldet zu haben. Er habe weiters zugegeben, dass die von ihm verbreiteten "falschen Informationen" zu "Panik und Unruhe" an den Aktienmärkten geführt hätten.
Talfahrt geht weiter
Chinas Börsen haben zum Wochenstart wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Der Aktienmarkt in Shanghai schloss 0,8 Prozent tiefer, nachdem er im Handelsverlauf sogar deutlich stärker im Minus gelegen hatte. Im August hat das Börsenbarometer damit 12,5 Prozent verloren und den dritten Monat in Folge nachgegeben.
Auch an anderen asiatischen Börsen ging es bergab. Der MSCI-Index für die Aktienmärkte in der Region ohne Japan gab um 0,3 Prozent nach. In Tokio schloss der Nikkei 1,3 Prozent schwächer bei 18.890 Zählern. Gerry Alfonso vom Wertpapierhandelshaus Shenwan Hongyuan Securities sprach am Montag von Gewinnmitnahmen nach der Kurserholung in der vergangenen Woche.
Bärenmarkt-Rally?
Auch für den DAX gibt es noch keine Entwarnung. Der deutsche Leitindex verlor am Vormittag 0,75 Prozent auf 10.221,67 Punkte. Sollte sich diese Tendenz bis Handelsende fortsetzen, droht dem deutschen Leitindex für den Monat August ein Verlust von rund 9,5 Prozent.
Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Markt den Boden noch nicht gesehen hat: "Erst wenn die Kurse über ein gewisses Maß weiter steigen, wäre die laufende Zwischenerholung nicht mehr als Bärenmarktrally, sondern als neuer Aufwärtstrend einzustufen.“ Solange sollten sich Anleger mit neuen Käufen zurückhalten, empfahl er. Unter einer Bärenmarkt-Rally verstehen Börsianer eine zwischenzeitliche Kurserholung in einem längerfristigen Abwärtstrend.
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