China investiert in EU-Länder, um mitreden zu können

China investierte 2015 rund 20 Milliarden Euro in der EU.
China lässt Milliarden fließen - und erhofft sich so "politisch vorteilhafte Ergebnisse".

China investiert immer mehr Geld in Europas Wirtschaft - und nutzt dies auch als politischen Hebel. Das ist das Ergebnis einer Studie des China-Thinktanks Merics und des Analysehauses Rhodium, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. 2015 habe es Rekordinvestitionen von 20 Milliarden Euro gegeben, 70 Prozent davon von staatlichen Unternehmen aus der Volksrepublik.

In den kommenden fünf Jahren werde China wohl jährlich rund 200 Milliarden Dollar (177,4 Mrd. Euro) im Ausland investieren. An der Börse sorgte zuletzt zum Beispiel die geplante Übernahme des Basler Pflanzenschutz-Spezialisten Syngenta durch ChemChina für 43 Milliarden Dollar für Aufsehen.

Die Strategie verändere sich momentan, heißt es in der Studie weiter. Zwar werde der größte Teil immer noch in den "Großen Drei" - Deutschland, Frankreich und Großbritannien - investiert. Aber die Käufer hätten nun auch Süd- und Südosteuropa entdeckt. Im vergangenen Jahr habe deshalb fast jeder EU-Staat bilaterale Wirtschaftskontakte mit Peking gesucht.

Diplomatisches Instrument

"Chinas Diplomaten nutzen das Versprechen von Investitionen und anderen Finanzströmen zunehmend als diplomatisches Instrument, um politisch vorteilhafte Ergebnisse in Verhandlungen mit der EU und deren Mitgliedstaaten zu erhalten", so die Autoren der Studie. Beispiel Großbritannien: Hier hätten Investitionen dazu beigetragen, dass es einen Wandel der britischen China-Politik gebe. Premierminister David Cameron will sich dafür einsetzen, dass die kommunistisch regierte Volksrepublik den Status einer Marktwirtschaft bekommt. Erkennt die EU das an, würde es sehr viel schwerer für Firmen aus der EU, sich gegen Wettbewerber aus China mit Anti-Dumping-Klagen durchzusetzen.

Die EU-Regierungen sollten dafür sorgen, dass europäische Firmen in China die gleichen Freiheiten bekämen, fordern die Autoren der Studie. Denn das Ungleichgewicht bei Investitionen werde wegen der chinesischen Restriktionen im eigenen Land immer größer.

Trotz der konjunkturellen Abkühlung in China wird der Trend wohl anhalten. Ministerpräsident Li Keqiang hat bis 2020 Auslandsinvestitionen von einer Billion Dollar angekündigt.

Kommentare