Konzessionen: Glücksritter pokern um Wien
In der Nacht zum 1. Jänner haben Spielcasinos Hochbetrieb. Glücksritter glauben, dass Fortuna zum Jahreswechsel besonders gnädig ist. Diesmal mussten sich die Gambler in Wien noch mit einem eher bescheidenen Angebot zufrieden geben, verglichen mit anderen Großstädten. Das könnte zum nächsten Jahreswechsel schon ganz anders sein.
Von einem Grand Casino Wien und einem „Spielbanken-Cluster“ schwärmen die deutsche Automaten-Gruppe Gauselmann und die Schweizer Stadtcasino Baden AG. Sie wollen das nach einem unerfreulichen Zwischenspiel mit dem Möchtegern-Investor Al-Jaber seit Jahren leer stehende, denkmalgeschützte Palais Schwarzenberg reanimieren. Im barocken Gartenpalais soll ein Casino mit „internationalem Flair entstehen, das sich mit Spielbanken wie Monte Carlo oder Baden-Baden messen kann“. In den Prunkräumen Roulette und Black Jack, im Untergeschoss die Slotmaschinen. Spezielle Zielgruppe sind internationale Casino-Touristen, die so genannten „High Roller“. Eigene Marketing-Büros in Abu Dhabi, Schanghai und Moskau sollen die betuchten Premium-Zocker nach Wien locken.
War nicht ganz einfach, die in Liechtenstein domizilierte Familienstiftung der Schwarzenbergs zu begeistern. Detlef Brose, Chef der Schweizer Casino-Gruppe, brauchte einige Überzeugungskraft. Kriegt man den Zuschlag, will die Stiftung das ehemalige Hotel im Palais als kleines, feines Boutique-Hotel wieder eröffnen und der Garagenbetreiber Breiteneder unter dem Parkplatz 250 Stellplätze bauen.
Auf Eleganz im Retro-Stil der 60er-Jahre setzt das Projekt „Flamingo“ im Hotel InterContinental am Wiener Stadtpark. Die an der US-Börse Nasdaq und in Wien notierende Century Casinos will im Fünf-Stern-Haus „Europas elegantestes und modernstes Hotel-Casino“ samt Entertainment aufziehen. Im Visier haben die Century-Chefs Erwin Haitzmann und Peter Hötzinger kaufkräftige Touristen und Geschäftsreisende sowie spendable lokale Abendgäste. Durch das noble Ambiente sollen Zocker mit schmalen Geldbörsen gar nicht erst angelockt werden, was „im Interesse des Spielerschutzes ist“.
Mit in der Betreibergesellschaft ist neben dem Szene-Gastronomen Bernd Schlacher („Motto“) auch der umtriebige Investor und Risiko-Kapital-Einsammler Michael Tojner, seit dem Vorjahr Eigentümer des InterContintental. Der ehemalige bwin-Aufsichtsrat hatte bisher allerdings kein Glück mit dem Spiel. Er wollte vor einigen Jahren mit dem Sportwetten-Anbieter Starbet einen fulminanten Börsegang hinlegen und in die Top-Liga aufsteigen. Starbet floppte furios, etliche Anleger verloren viel Geld und gegen Tojner läuft bei der Korruptions-Staatsanwaltschaft immer noch ein Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug. „Das Verfahren dauert bereits extrem lange. Wir rechnen damit, dass es zu keiner Anklage kommt“, sagt eine Tojner-Sprecherin. Private-Equity-Projekte seien eben auch risikoreich. Sollte Tojner doch rechtskräftig verurteilt werden, kann’s Probleme mit der Konzession geben. Laut Glücksspielgesetz ist Unbescholtenheit eines der Pflichtkriterien. Laufende Verfahren werden „je nach Relevanz für das Betreiben einer Spielbank bei der Auswertung der Anträge miteinbezogen“, erklärt man im Finanzministerium.
Fünf-Prozent-Aktionär bei Century ist Thomas Graf, einer der drei Söhne des Novomatic-Eigentümers Johann F. Graf. Der niederösterreichische Glücksspielkonzern betreibt die Automaten-Großcasinos Admiral im Prater und Monte Laa im Böhmischen Prater. Die 20.000 Mitarbeiter große Novomatic hat sich mit diesen Betrieben für die Wiener Lizenzen beworben. Über den Antrag in NÖ will man nichts verraten.
In Wien müssen übrigens im Dezember 2014 Tausende Spielautomaten abgedreht werden. Das Verbot der Slotmaschinen (kleines Glücksspiel) wurde 2011 am Parteitag der Wiener SPÖ beschlossen. Dann dürften Automaten nur noch in Vollcasinos betrieben werden. Ob’s tatsächlich dazu kommt, ist fraglich. SP-Bürgermeister Michael Häupl will, ist zu hören, angesichts eines Budgetlochs von 289 Millionen vielleicht doch nicht auf die 55 Millionen an Automaten-Steuer verzichten.
Kommentare